Adolf Hitler sieht Hans Moser gern. Aber Blanca Hirschler, die Frau des beliebten Wiener Schauspielers, ist Jüdin. Nach dem Anschluss Österreichs muss sie auf Druck von Propagandaminister Joseph Goebbels nach Budapest ziehen. Alle vierzehn Tage darf Moser sie besuchen. Dieses Privileg muss er sich immer wieder neu erstreiten, indem er die Nazi-Bonzen immer wieder in seine Wiener Villa zu ungarischen Spezialitäten einlädt.1944 darf Blanca als "Ehren-Arierin" nach Wien zurückkehren. Trotzdem werden die bitteren Erfahrungen der Nazi-Zeit Moser ein Leben lang prägen. Bis ins Alter werden ihn Existenzängste quälen.
Geboren wird Moser 1880 als Johann Julier in Wien. Die Mutter verkauft Milch am Naschmarkt, der Vater ist Maler und Bildhauer. Schon früh zieht es den kleinwüchsigen Julier auf die Bühne. Auf Wunsch der Eltern aber muss er eine Buchhalterlehre in einem Lederwarengeschäft absolvieren. Nebenbei nimmt er Unterricht beim Hofschauspieler Josef Moser. Ihm zu Ehren wird er später unter Pseudonym auftreten: zunächst in billigen Kabaretts, dann 13 Jahre lang als "jugendlicher Liebhaber mit Chorverpflichtung" beim Schmierentheater. An sein Talent will damals keiner glauben.Seinen Durchbruch als Schauspieler erlebt Moser erst mit 42 Jahren. Daran beteiligt ist vor allem Blanca Hirschler, die er 1910 kennen lernt. Sie sondiert die Theaterszene, feilscht um Verträge und baut Moser nach Enttäuschungen psychologisch wieder auf. 1922 wird er mit einer Hausmeister-Nummer im Wiener Varieté "Reklame" endlich bekannt. Danach spielt er erfolgreich Rollen als Dienstmann oder Heiratsvermittler. Selbst Charlie Chaplin bestaunt seine Schauspielkunst. Der Operettenkönig Hubert Marischka ist so begeistert, dass er Moser für die "Gräfin Mariza" verpflichtet. Regisseur Max Reinhardt hält ihn für genial: "Hans Moser ist kein Schauspieler. Hans Moser ist ein Wahrspieler." Reinhardt versucht den eingefleischten Wiener mehrfach vergeblich, nach Berlin zu locken.Mosers Markenzeichen wird sein Nuscheln, das manche für eine angeborene Kehlkopfverkrümmung, Bewunderer aber für einen genialen Einfall halten. Als Grantler wird er zu einer beliebten Figur des deutschen Tonfilms, etwa in "Wiener Mädeln" (1949) oder "Herrn Josefs letzte Liebe" (1959). 140 Filme werden es insgesamt.
Die Nazizeit macht Moser zu einem furchtsamen Menschen. In seiner Wiener Villa bewohnt er aus Angst vor Armut die Hausmeisterwohnung. In "Hallo Dienstmann" raubt er dem Filmhund 1952 sogar die Wurst. 1964 tritt Moser zum letzten Mal im Fernsehen auf. Da ist er schon schwer an Krebs erkrankt. Hans Moser stirbt am 18. Juni 1964 - in einem Zimmer dritter Klasse - im Wiener Hanusch-Krankenhaus.
Stand: 18.06.09