Stichtag

21. Mai 2004 - Vor 245 Jahren: Joseph Fouché in Le Pellerin geboren

Wenn Intriganten und Wendehälse, Schreibtischtäter und Opportunisten nach einem Vorbild suchen, sollten sie sich mit Josef Fouché befassen. Drei Regime hat er überlebt, den König verraten, den Revolutionär und den Kaiser - bis er seinen Meister fand.Als Joseph Fouché am 21. Mai 1759 bei Nantes geboren wird, herrschen noch Adel und Kirche. Fouché studiert in einem Kloster. Doch am Vorabend der Revolution leiht er Maximilien de Robespierre Geld, damit er zur Versammlung der Generalstände nach Paris fahren kann. Drei Jahre später wird er selbst Revolutionär, weil die Revolution gewonnen hat. Er zieht 1792 als Abgeordneter in den Konvent ein. Als Robespierre hier über den Kopf des Königs abstimmen lässt, wechselt Fouché noch während des Wahlgangs die Seite, weil er das Ergebnis abschätzen kann: Er stimmt für "Tod". Aus dem Gemäßigten wird ein Radikaler, ein Jakobiner. Um das zu beweisen, übernimmt er die Aufgabe, einen Aufstand in Lyon blutig niederzuschlagen. Mehrere tausend Bürger lässt er erschießen. Erst als sich das Terrorregime Robespierres' tot zu laufen beginnt, verrät er den alten Freund und bringt ihn auf die Guillotine. Danach überträgt ihm das regierende Direktorium den Posten seines Lebens: 1799 übernimmt er das Polizeiministerium.

Als General Bonaparte seinen Putsch vorbereitet, sorgt der Polizeiminister dafür, dass die Polizei ihn nicht stört. Dafür macht ihn der Konsul und Kaiser Napoleon - zu seinem Polizeiminister. Fouché dient ihm, bis zu viele Schlachten des Eroberers verloren gehen. Da verhandelt er heimlich mit den Engländern. Dass bringt ihm zwar die Entlassung durch den Kaiser ein. Aber als der 1815 auf St. Helena verbannt ist, wird Fouché unter dem wiedererstandenen Königtum der Bourbonen - Polizeiminister. Durch sein Spitzelnetz, mit dem er das Land überzogen hat, fühlt er sich unentbehrlich und unantastbar. Doch jetzt holt ihn seine Vergangenheit ein und ein Intrigant, der ihm noch überlegen ist: Außenminister Talleyrand, selbst ein gewendeter Revolutionär, lässt Fouché den Prozess machen. Schließlich sei er einer der Königsmörder. Fouché muss ins Exil. Verarmt und vergessen stirbt er 1820 in Triest.


Stand: 21.05.04