Stichtag

31. Juli 2009 - Vor 40 Jahren: Sängerin Alexandra stirbt bei Autounfall

Am 31. Juli 1969 fährt die Sängerin Doris Nefedov nach Sylt. Sie will sich erholen vom Ruhm, vom ständigen Unterwegs-Sein. In den 60er Jahren ist die geheimnisvolle Sängerin mit der rauchigen Stimme, den schwarz geschminkten Augen und dem dunklen Pagenkopf ein Star: Sie ist Alexandra. Sie hetzt von Auftritt zu Auftritt und fühlt sich einsam. In einem Dorf bei Husum rast sie im Mercedes ungebremst in einen mit Steinen und Betonplatten beladenen Lastwagen. Die 27-Jährige und ihre Mutter sind tot, Sohn Sascha überlebt fast unverletzt. Fans rätseln bis heute über ihren frühen Tod: War sie eine Spionin? Hatte jemand ihren Wagen manipuliert? Wollte sie sterben? Belege gibt es für keine dieser Theorien.

Alexandras Leben ist geprägt von einer großen Leidenschaft: Sie schwärmt seit ihrer Kindheit für alles Russische - das ist der Urspung ihrer Familie. Als Doris Treitz wird Alexandra 1942 im Memelland geboren. Sie verbringt ihre Kindheit in Kiel in kleinbürgerlichen, engen Verhältnissen; der Vater ist Justizsekretär. Doch früh bekommt sie Klavierunterricht, singt im Kirchenchor, spielt abends mit ihren Schulfreunden Gitarre. Nur halbherzig studiert sie Gesang am Hamburger Konservatorium, lieber tingelt sie mit ihrer Gitarre durch Hamburgs Kneipen. Dort lernt sie mit 19 den 30 Jahre älteren Russen Nikolai Nefedov kennen, heiratet ihn und bringt den gemeinsamen Sohn Sascha auf die Welt. Nur zwei Jahre später lässt sie sich scheiden und endlich entdeckt sie ein Schallplattenproduzent. "Zigeunerjunge", "Ja Lublju tebjá (heißt ich liebe dich)": Ihre Schlager mit dem russischen Flair von Liebe, Abschied und Schmerz sind allesamt Hits in der Bundesrepublik der 60er Jahre. So traurig und gefühlvoll wie Alexandra hat noch niemand von Russland gesungen, das ist neu.

Nach ihrem Durchbruch mit "Zigeunerjunge" möchte sie eigene, anspruchsvollere Stücke schreiben, doch die Plattenfirma erwartet einen Hit. Im Februar 1968 nimmt sie zähneknirschend den Schlager "Sehnsucht – das Lied der Taiga" auf. Alexandra nennt das Lied "eine nette Schnulze", sie soll es gehasst haben. Aber die Deutschen lieben klischeebeladene Textzeilen wie "Sehnsucht klang im Spiel der Balalaika", in den ersten drei Monaten kaufen sie 200.000 Platten. Viel Lob erntet sie auch für das Lied "Illusionen", das sie im Sommer 1968 gemeinsam mit Udo Jürgens aufnimmt. Jürgens schreibt die Musik, Alexandra den Text. Nach diesen Erfolgen darf sie eine zweite Langspielplatte aufnehmen, mit sechs eigenen Stücken, darunter "Mein Freund, der Baum". Mit dem Lied geht Alexandra in die Musikgeschichte ein – aber erst nach dem frühen Tod, zu ihren Lebzeiten floppte das Stück.

Stand: 31.07.09