1938 trifft Ali Mohammed Nagib seinen König Faruk I. zum ersten Mal. Nagib ist Major der ägyptischen Armee, nun soll er die königliche Waffensammlung ausbauen. Der 18-jährige Faruk empfängt seinen Untergebenen in Badehose, Sandalen und mit Sonnenhut. Schon jetzt ist der Lebemann, der auch später vor allem seinen ausschweifenden Lebensstil im Kopf hat, korpulent. "Ich war erblindet von der Schlaffheit seiner Muskeln und den Fettpolstern an seiner Brust", wird sich Nagib später erinnern. Doch noch bleibt er seinem König loyal verbunden.
Nagib wird 1901 in Khartum, Sudan, geboren. Mit 16 Jahren geht er in Kairo auf die Militärakademie. Bereits ein Jahr später ist er Offizier der ägyptisch-sudanesischen Armee. Nach der formellen Unabhängigkeit Ägyptens von Großbritannien 1922 studiert er nebenbei Politikwissenschaft und Jura. Darüber hinaus lernt er Deutsch, Englisch und Französisch. Im ersten arabisch-israelischen Krieg 1948 wird er dreimal verwundet und kehrt als einer der wenigen Offiziere seines Landes in seine Heimat zurück.Nach Nagibs Meinung ist die Niederlage unter anderem auch den Waffenschiebereien führender ägyptischer Militärs zu verdanken - ein Vergehen, dem Faruk I. mit seinem korrupten, englandfreundlichen Herrschaftsstil in die Hände gespielt hat. 1949 tritt Nagib deshalb der von Oberst Gamal Abdel Nasser gegründeten Bewegung der "Freien Offiziere" bei, die Ägypten von der real immer noch existierenden Fremdherrschaft befreien und den König stürzen wollen. Im Juli 1952 gelingt der Putsch. Faruk I. wird nach Italien abgeschoben. Da Nasser die Führerschaft im Revolutionsrat scheut, fällt dieses Amt Nagib zu. Im Juni 1953 ruft Nagib die Republik Ägypten aus und wird zu deren erstem Präsidenten gewählt. Nasser wird sein Stellvertreter und Innenminister.
Nagib will die parlamentarische Demokratie in seinem Land, Nasser und andere Militärs hingegen die absolute Macht, und der Präsident ist seinen Widersachern nicht gewachsen. 1954 legt er auf Drängen des Revolutionsrates alle Ämter nieder, wird aber nach massiven Protesten der Bevölkerung zwei Tage später wieder Präsident. Nach einem Attentat auf Nasser durch radikale Muslime wird Nagib von einem Zeugen der Mitwisserschaft beschuldigt und muss Ende 1954 endgültig abdanken. Die nächsten Jahre steht er unter Hausarrest. Erst 1971 wird er von Staatspräsident Anwar el Sadat vollständig rehabilitiert, verzichtet aber darauf, ins politische Leben zurückzukehren.Ali Mohammed Nagib stirbt am 28. August 1984 in Kairo. Heute ist der erste Präsident Ägyptens selbst in seinem eigenen Land nahezu unbekannt.
Stand: 28.08.09