Stichtag

01. März 2009 - Vor 95 Jahren: Jiang Qing wird geboren

In den 1930er Jahren will sie Filmstar in Shanghai werden. Den Ehrgeiz hat Jiang Qing, das Talent nicht. Stattdessen macht sie Karriere als Ehefrau von Mao Zedong, dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas. Als er 1966 die sogenannte Kulturrevolution ausruft und die Roten Garden auf dem Platz des Himmlischen Friedens empfängt, hat Jiang Qing ihren großen Auftritt. Bis dahin hat sich die chinesische First Lady  kaum in der Öffentlichkeit gezeigt. Sie soll helfen, Maos Ideen umzusetzen und gleichzeitig die politischen Gegner auszuschalten. Als Propagandistin der Kulturrevolution ist sie auf der einen Seite sehr mächtig, auf der anderen Seite von ihrem Mann total abhängig: "Mao schuf ihre Stellung und hätte sie bei Bedarf wieder fallen lassen können", sagt Thomas Scharping, Professor am Institut für Moderne China-Studien der Universität Köln.

Geboren wird Jiang Qing unter dem Namen Luan Shu Meng ("Rein und einfach") am 1. März 1914 in Chucheng in der Küstenprovinz Shandong. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen. Mit 15 Jahren läuft sie von zu Hause fort, um Schauspielerin zu werden. Zu einer Hauptrolle bringt sie es nur ein Mal: in Ibsens "Nora". Dafür ist sie als kommunistische Aktivistin erfolgreich. 1938 zieht sie in das Hauptquartier der Kommunisten, das Mao nach dem Langen Marsch in Nordchina eingerichtet hat. Der Große Vorsitzende ist von ihr beeindruckt und widmet ihr Verse: "Unendliche Schönheit beherrscht den gefährlichen Gipfel." 1939 heiraten die beiden. Mao verleiht ihr den Namen Jiang Qing ("Grüner Fluss"). Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Li Na hält sich Jiang Qing jahrelang im Hintergrund. Als jedoch Mao 1949 an die Macht kommt, wird sie Leiterin des Filmbüros der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei. Ein Jahr später arbeitet sie im Kulturministerium. Mao überträgt ihr die Aufgabe, die Peking-Oper zu reformieren und deren klassische Formen mit revolutionären Inhalten zu füllen: Statt Kaiser und Konkubinen stehen nun Arbeiter und Soldaten auf der Bühne. Gespielt werden nur noch acht Vorzeigeopern.

Um seine Macht zu stabilisieren, gibt Mao Mitte der 1960er Jahre seiner Frau den Auftrag, die sogenannte Viererbande zu gründen. Sie mobilisiert die chinesische Jugend gegen den Parteiapparat. Ergebnis ist die "Große Proletarische Kulturrevolution". Die Feinde des Kommunismus sollen ausfindig gemacht und beseitigt werden. Eine Welle der Gewalt überrollt China. 1969 steigt Jiang Qing, die im Privatleben durchaus westlichen Luxus liebt, ins Politbüro auf. Doch im Oktober 1976 ist es mit ihrer Macht vorbei. Nur knapp einen Monat nach Maos Tod am 9. September 1976 werden Jiang Qing und ihre drei engsten Weggefährten verhaftet. Die Viererbande ist entmachtet. Jiang Qing wird vor Gericht gestellt, der Prozess endet im Januar 1981. Das Todesurteil wegen Landesverrat wird später zunächst in lebenslange Haft, dann in Hausarrest umgewandelt. Am 14. Mai 1991 erhängt sich die an Kehlkopfkrebs leidende Jiang Qing in Peking.

Stand: 01.03.09