Weißer Blazer, Flanellhose, Segeltuch-Slipper und Schlägerkäppi: Chic tänzelt der Franzose René Lacoste über den Tennis-Court. In den 1920er Jahren ist er einer der besten Tennisspieler der Welt. Er gewinnt mehrmals die Offenen Französischen Meisterschaften, die US Open und auch in Wimbledon. Am 10. September 1927 besiegt er als 23-Jähriger in Philadelphia den amerikanischen Favoriten William T. Tilden. Gemeinsam holen Lacoste, Henri Cochet, Jean Borotra und Jacques Brugnon den Davis-Cup nach Frankreich. Zum ersten Mal nach acht US-Siegen in Folge. Die Legende der "Musketiere" beginnt. Sechs Jahre lang bleibt der begehrte Pokal in Frankreich. 50 Jahre später ernennt Staatspräsident Valérie Giscard d'Estaing die vier Ausnahmespieler zu Offizieren der Ehrenlegion.
Lacoste spielt Tennis wie andere Schach: kühl, berechnend, präzise. "Um so gut wie möglich Tennis zu spielen, selbst wenn Sie kein Champion werden wollen: Denken Sie nach! Spielen Sie niemals nach dem Zufallsprinzip!", rät Lacoste, der am 2. Juli 1904 in Paris als Industriellensohn geboren wurde. Er ermüdet seine Gegner mit lang gespielten Bällen, hetzt sie in von einer Ecke in die andere - und greift an, wenn niemand mehr damit rechnet. "Er hat einen unglaublichen Willen gehabt", sagt Jean-Paul Loth, ehemaliger Kapitän des französischen Davis-Cup-Teams. "Er dachte immer: Ich kann das noch gewinnen." Geduld ist eine seiner wichtigsten Qualitäten. "Die amerikanische Presse hat mir (...) den Spitznamen 'Das Krokodil' gegeben", erinnert sich Lacostespäter. "Der unterstrich das Durchhaltevermögen, das ich auf dem Tennis-Court unter Beweis stellte. Nie ließ ich meine Beute los. Mein Freund Robert George hat mir also ein Krokodil gezeichnet, das auf den Blazer gestickt wurde, den ich auf dem Platz trug."
Das Krokodil prangt bald auch auf Lacostes Baumwoll-Trikots, die er sich für den Privatgebrauch nähen lässt. Nach und nach wird das Polo-Shirt mit dem Stick-Krokodil zum Kultobjekt. Lacoste-Biographin Patricia Kapferer: "Er hat eine neue Mode kreiert. Lacoste hat einen lockereren Stil eingeführt, salopp und doch elegant. Was er trug, war völlig neu auf dem Court." Der Franzose beendet mit 25 Jahren seine Sportlerkarriere und wird Geschäftsmann. 1933 entsteht das erste Lacoste-Unternehmen.
Das Shirt ist nicht Lacostes erste Geschäftsidee und nicht seine letzte. Bereits 1927 reicht er ein Patent für die erste Ballwurfmaschine ein, die ein Solotraining ermöglicht. 1963 entwickelt er den ersten Metallschläger. Über sechs Millionen Mal verkauft sich das Metall-Racket "T2000". "Wenn ich auf meiner Visitenkarte einen Beruf angeben müsste, dann wäre es der Beruf des Erfinders", sagt Lacoste. Er stirbt am 12. Oktober 1996 in Saint-Jean-de-Luz an der französischen Atlantikküste.
Stand: 02.07.09