Die Taktik heißt "Moral Bombing": Neben unmittelbar kriegswichtigen Militär- und Industrieanlagen bombardieren die Westalliierten im Zweiten Weltkrieg auch Städte. Damit soll die Unterstützung der deutschen Zivilbevölkerung für die Nazi-Führung gebrochen werden. Der schwerste Luftangriff auf eine deutsche Stadt wird in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 geflogen: Britische Bomber zerstören Dresden. Bis zu 25.000 Menschen werden getötet. Dresdens Wahrzeichen, die Frauenkirche, bleibt zunächst stehen. Doch die von Brandbomben verursachte Hitze setzt dem Sandstein zu. Zwei Tage nach dem Angriff können die Pfeiler die Last der 12.000 Tonnen schweren Kuppel nicht mehr tragen. Am Vormittag des 15. Februars 1945 stürzt die Frauenkirche in sich zusammen.
Über vier Jahrzehnte lang erinnert die Ruine an die Schrecken des Krieges. In der DDR wird sie offiziell zum Mahnmal erklärt. Nach dem Fall der Mauer gründet sich eine Bürgerinitiative, die sich am 13. Februar 1990 mit einem "Ruf aus Dresden" an die Öffentlichkeit wendet und um Spenden für den Wiederaufbau der Kirche bittet. Mit großem Erfolg: Mehr als die Hälfte der 256 Millionen Euro Baukosten kommen von privaten Spendern. Die Evangelische Landeskirche von Sachsen und der Dresdner Stadtrat stimmen der Rekonstruktion der barocken Frauenkirche zu, die ursprünglich zwischen 1726 und 1743 nach Plänen des Architekten George Bähr erbaut wurde. Zwei Jahre lang wird der Trümmerberg abgebaut. Fast die Hälfte der Steine können wiederverwendet werden. Die andere Hälfte wird in den Steinbrüchen des Elbsandsteingebirges in der Nähe von Dresden abgebaut. Der Grundstein für den Neubau der Frauenkirche wird am 27. Mai 1994 gelegt. Zuerst entsteht die Unterkirche, in der noch während des Baus die ersten Gottesdienste stattfinden.
Für Baudirektor Eberhard Burger ist die 78 Meter hohe Kuppel, die sogenannte Steinerne Glocke, der schwierigste Bauteil. Dafür ist eine besonders hohe Steinqualität erforderlich: "Wir haben uns entschlossen, obwohl wir Fundstücke auch in diesem Bereich hatten, diese nicht einzusetzen", so Burger. Der Wiederaufbau dauert insgesamt zehn Jahre. Am 13. April 2004 setzen die Maurer Steffen Rauh und Tobias Lochmann den Schlussstein im Kranz der Kuppel ein. Dahinter wird eine Kassette eingemauert mit einer Liste der 200 beteiligen Bauleute, einer Urkunde und einem Gedicht: "Mit starkem Arm und munterem Mannesmut der Steinmetz und Maurer und Zimmerer ging das Werk vonstatten gut." Der Schlussstein wiegt fast eine Tonne und misst 80 mal 60 mal 35 Zentimeter. Am 22. Juni 2004 werden mit einem Spezialkran noch Turmhaube und Kreuz aufgesetzt. Damit ist die äußere Gestalt der Frauenkirche wiederhergestellt. Ende Oktober 2005 findet die feierliche Weihe statt.
Stand: 13.04.09