Stichtag

30. August 2009 - Vor 20 Jahren: Millionärin Leona Helmsley muss ins Gefängnis

Am 30. August 1989 steht eine alte Frau in einem New Yorker Gerichtssaal, ihr Gesicht ist tränenüberströmt. Leona Helmsley, Millionärin und Präsidentin von zwei Dutzend Hotels, ist wegen Steuerhinterziehung angeklagt - doch Mitleid verspürt niemand der 300 schadenfrohen Zuhörer im Saal. Die "böse Hexe des Westens" wird sie genannt.  Vor Gericht beschreiben sie Zeugen als hartherzige, kleinkarierte, von Geiz zerfressene Chefin. Der Bundesrichter wirft ihr "nackte Gier" vor. Zu ihrer Haushälterin sagte Leona Helmsley einst: "Wir zahlen keine Steuern, nur die kleinen Leute zahlen Steuern."

Die Millionärin kommt 1920 arm auf die Welt, in Brooklyn, als Tochter eines jüdisch-polnischen Hutmachers. Sie hat zwar kein Geld, aber jede Menge Ehrgeiz. Sie will ganz nach oben. Doch nach zwei gescheiterten Ehen ist sie ihrem Ziel nicht näher gekommen: 42 Jahre alt, keine Ausbildung, kein Job. Leona lässt sich nicht einschüchtern, macht sich zwei Jahre jünger, fälscht einen Schreibmaschinen-Kurs und arbeitet erst als Sekretärin, dann als Top-Maklerin bei einer New Yorker Immobilienfirma.

Bald trifft sie einen Gefährten im Geiste: Immobilienkönig Harry Helmsley, den sie 1972 heiratet. Der Ein-Meter-Neunzig große Multimillionär besitzt halb Manhattan und das Empire State Building. Abends im Bett unterhalten sich Leona und Harry über erfolgreiche und geplatzte Immobiliendeals. Harry überträgt ihr bald die Präsidentschaft seiner Luxushotels. In einer Werbekampagne posiert sie im Gewand einer Königin vor dem "Palace Hotel", die New Yorker nennen sie da schon die "Queen of Mean - Königin der Bosheit". Denn Leona Helmsley misshandelt ihre Angestellten, schreit, schimpft, flucht, wie es nur eine Brooklyner Straßengöre kann. Sie beleidigt und entlässt jeden, der ihr nicht passt; vom Anwalt bis zum Zimmermädchen. Und sie betrügt, zahlt ihre Rechnungen nicht, Steuern schon gar nicht. Vom Tanzboden aus Marmor in ihrem Wohnhaus bis zu ihren BHs rechnet sie private Einkäufe als Geschäftsausgaben ab – und spart so vier Millionen Dollar Steuern.

Der Bundesrichter verhängt am 30. August 1989 eine ungewöhnlich hohe Strafe: Er will zeigen, dass Reiche nicht über dem Gesetz stehen. Leona Helmsley muss 18 Monate ins Gefängnis. Ihre Haftstrafe tritt sie mit über 70 Jahren an. 2007 stirbt sie mit 87 Jahren – und macht ein letztes Mal Schlagzeilen. Ihr Vermögen, 12 Millionen Dollar, hinterlässt sie ihrem Schoßhund Trouble.

Stand: 30.08.09