Die Mutter von Sofia Villani Scicolone will ins Filmgeschäft. Einen Greta-Garbo-Ähnlichkeitswettbewerb hat sie bereits gewonnen, jetzt zieht es sie Richtung Cinecittà und Hollywood. Als ihr Verlobter sie aber vor die Wahl stellt, bleibt sie zu Hause. Später wird die Mutter von Sofia Villani Scicolone ihren großen Traum vom Rampenlicht auf ihre Tochter projizieren. Die gewinnt bereits mit 14 Jahren den zweiten Preis bei der Wahl zur neapolitanischen "Prinzessin des Meeres", zwei Jahre später wird sie zur "Miss Eleganza" gekürt. Aber der Weg zum großen Film unter dem Künstlernamen Sophia Loren ist da noch weit.
Sophia Loren wird am 20. September 1934 in Rom geboren und wächst in Pozzuoli, einer ärmlichen Kleinstadt bei Neapel, auf. Nach Nebenjobs als Model bei italienischen Fotoromanzen spielt sie 1949 in der Billigproduktion "Herzen unter Wasser" mit, kurz darauf erhält sie in Mervyn LeRoys "Quo vadis" eine Statistenrolle. Bei der Wahl zur "Miss Rom" 1950 belegt das spindeldürre Mädchen den zweiten Platz und springt dabei dem Juror Carlo Ponti ins Auge. Der Filmproduzent sponsert die erst 15-Jährige und bringt sie mit einflussreichen Größen der Kinobranche in Kontakt. 1957 heiratet Loren den 22 Jahre älteren Conti. Trotz aller nachgesagten Ehekrisen wird die Beziehung bis zum Tod des Produzenten 2007 halten.Ihren großen Durchbruch hat Sophia Loren, die sich am Anfang gegen ihre Konkurrentin Gina Lollobrigida in der Publikumsgunst nur schwer behaupten kann, 1954 in Vittorio De Sicas Episodenfilm "Das Gold von Neapel". Er habe ihr beigebracht, das C über dem hohen C zu spielen, wird Loren den Regisseur in ihrer Autobiographie später loben: "Spiel mit dem ganzen Körper", soll er ihr geraten haben, "mit dem Leib, den Zehen, den Fingern - alles muss in Ausdruck umgesetzt werden, nicht nur Stimme und Gesicht."Insgesamt spielt Loren in über 100 Filmen mit, nach ihrer Übersiedlung in die USA 1957 auch in zahlreichen Hollywood-Produktionen, darunter "Es begann in Neapel" (1959) mit Clark Gable oder in Charlie Chaplins "Die Gräfin von Hongkong" (1967). In vielen dieser Produktionen etabliert sie erfolgreich ihr Image als Busenstar und Männerschwarm. Für ihre Rolle in "Der Untergang des Römischen Reiches" erhält sie 1964 eine Million US-Dollar Gage. Vom Rollenklischee einer vollbusigen, ebenso stolzen wie leidenschaftlichen Italienerin kann sie sich erst 1977 in Ettore Scolas Film "Ein besonderer Tag" befreien: Hier spielt sie ungeschminkt eine blässliche und gedemütigte Hausfrau, die aus ihrem Ehealltag auszubrechen wagt.
1991 erhält Loren den Ehren-Oscar, vier Jahre später den Ehrenpreis des Golden Globe. In Robert Altmans "Prêt-à-porter" (1994) an der Seite ihres Lieblinspartners Marcello Mastroianni hat sie einen späten glanzvollen Auftritt . Nebenbei veröffentlicht die Schauspielerin, die in "Hausboot" (1958) als italienisches Kindermädchen nicht einmal Rührei hinbekommt, Kochbücher mit Rezepten ihrer Heimat. 1992 wird sie Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingskommissariats, mit 72 Jahren lässt sie sich nackt für einen Pirelli-Kalender fotografieren. Heute lebt Loren abwechselnd in ihrem Haus am Genfer See, auf ihrer Ranch in Kalifornien, ihrem Chalet in der Schweiz, ihrer Wohnung in New York oder ihrem Palazzo in Rom.
Stand: 20.09.09