Die Ruinen des Kloster Montecassino

Stichtag

15. Februar 1944 - Alliierte bombardieren das Kloster Montecassino

Nach der Niederlage von Stalingrad und dem verlorenen Afrikafeldzug erleben die deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg ein weiteres Desaster: Im Juli 1943 landen die Alliierten auf Sizilien. Kurz darauf wird der italienische Diktator Benito Mussolini von den eigenen Leuten abgesetzt und verhaftet. Die Regierungsgeschäfte übernimmt Feldmarschall Pietro Badoglio. Er löst Italiens Bündnis mit Nazi-Deutschland. Italien zerfällt in zwei Teile: Nord- und Mittelitalien bleiben von deutschen Truppen besetzt. Am norditalienischen Gardasee kann der aus der Haft befreite Mussolini mit Adolf Hitlers Unterstützung die "Republik von Salò" installieren. Im Süden rücken die Alliierten in Richtung Rom vor.

Doch die Wehrmacht hat mehrere quer durch das Land verlaufende Verteidigungslinien aufgebaut, um den Durchmarsch der Alliierten zu verhindern. Darunter ist auch die "Gustav-Linie", die 120 Kilometer südlich von Rom an der schmalsten Stelle quer durch das Land verläuft. Auf ihr liegt in 500 Metern Höhe die bekannte Benediktinerabtei Montecassino. Das Mitte des sechsten Jahrhunderts von Benedikt gegründete Kloster ist bereits drei Mal zerstört worden: 577 von den Langobarden, 883 von den Sarazenen und 1349 durch ein Erdbeben.

Hunderte zivile Opfer

Am 17. Januar 1944 beginnen die ersten Angriffe, ab dem 25. Januar läuft eine Daueroffensive der Alliierten gegen die deutschen Stellungen auf dem Monte Cassino. Der Berg scheint uneinnehmbar. Das Kloster thront wie eine Festung über der Ebene. Es kämpfen Amerikaner, Briten, Franzosen, Neuseeländer, Inder, Polen, eine international zusammengesetzte jüdische Einheit - ohne Erfolg. Regen, Schnee und klirrende Kälte setzen den Soldaten zu. Die Zivilbevölkerung der Kleinstadt Cassino leidet. Mehr als 1.000 Zivilisten haben in der Abtei Schutz gesucht. Schließlich werfen die Alliierten Flugblätter ab und warnen darin vor der Bombardierung des Klosters. Der Abt informiert die Flüchtlinge. Mehrere Dutzend wagen den Abstieg, die meisten bleiben jedoch im Kloster.

Am Morgen des 15. Februars 1944 starten die US-Bomber: mehr als 200 Flugzeuge, mehr als 500 Tonnen Bomben. Das Gebäude wird zerstört, Schätzungen gehen von 250 bis 427 toten Zivilisten aus. Erhalten bleiben die Kunstschätze des Klosters: Gemälde von Leonardo da Vinci, Tizian, Raffael, Schriften von Seneca und rund 100.000 wertvolle Bücher. Oberstleutnant Julius Schlegel, der die Truppen der Panzer-Division "Hermann Göring" befehligt, hatte sie vorsorglich in den Vatikan gebracht.

Deutsche Soldaten verschanzen sich

Entgegen der Annahme der Alliierten haben sich die deutschen Soldaten nicht in der Abtei verschanzt, sondern unterhalb der Klostermauern eingegraben. Die Bombardierung der Abtei bringt den Alliierten deshalb keinen Vorteil. Im Gegenteil: Zwischen den Trümmern können sich die Deutschen verschanzen und ihre Stellungen drei weitere Monate halten. Erst am 18. Mai 1944 kann eine polnische Division unter hohen Verlusten die Ruine von Montecassino einnehmen. Die "Gustav-Linie" ist durchbrochen, die Deutschen sind auf dem Rückzug, der Weg nach Rom ist frei. Nach dem Krieg wird das Kloster nach Originalbauplänen wieder errichtet. Der Wiederaufbau beginnt 1945 und endet 1964.

Stand: 15.02.2009