Stichtag

14. November 2009 - Vor 120 Jahren: Jawaharlal Nehru wird geboren

"Wir mussten die Last selbst schultern", erinnert sich Jawaharlal Nehru an den gewaltlosen Kampf um Indiens Unabhängigkeit von Großbritannien. "Das gehörte zu den wichtigsten Lektionen, die uns unser großer Führer, Mahatma Gandhi, lehrte: Steht auf euren eigenen Füßen und arbeitet zugleich in Freundschaft in den anderen zusammen und lernt von ihnen." Von 1929 an ist Nehru - neben Gandhi - ein Exponent der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Mehrmals kommt er wegen zivilen Ungehorsams in britische Haft. Insgesamt verbringt Nehru zehn Jahre hinter Gittern. Er hat sich von den visionären Forderungen Gandhis anstecken lassen und kämpft - ebenfalls gewaltfrei - für ein freies Indien ohne Armut, ohne Klassengegensätze und Religionskonflikte. Die Beharrlichkeit zahlt sich aus: Die Briten entlassen 1947 die indische Kolonie in die Unabhängigkeit - und Nehru wird der erste Ministerpräsident und Außenminister der neu gegründeten Republik Indien.

Jawaharlal Nehru wird am 14. November 1889 in Allahabad geboren. Er ist der Sohn des führenden indischen Politikers und Rechtsanwalts Motilal Nehru. Die Familie stammt aus einem alten Brahmanengeschlecht, im indischen Kastensystem der obersten Kaste zugehörig. Jawaharlal wird von Hauslehrern unterrichtet. 1905 wird er in eine Internatschule im britischen Harrow aufgenommen. Anschließend studiert er Biologie und Jura in Cambridge und London. Als promovierter Rechtsanwalt kehrt Nehru 1912 nach Indien zurück. Vier Jahre später trifft er erstmals Gandhi und wird später dessen Privatsekretär.

Nach der Ermordung Gandhis im Januar 1948 muss Nehru die Herausforderungen alleine meistern. 1947 ist Indien nicht nur unabhängig, sondern auch aufgeteilt worden: in das Hindugebiet der Republik Indien - und in Pakistan, das Land der Muslime. In der Folge siedeln hunderttausende Menschen um. Es kommt zu blutigen Ausschreitungen, bei denen Hunderttausende getötet werden. Das Ziel, die Armut zu bekämpfen, erscheint als völlig unerreichbar. In seinen gut 16 Amtsjahren als Ministerpräsident gelingt es Nehru nicht, den Wohlstand in Indien zu mehren. Aber es gelingt ihm, Indien als demokratischen Staat zu erhalten - im Unterschied zu vielen anderen ehemaligen Kolonialstaaten. Nehru stirbt am 27. Mai 1964 in Neu Delhi an einem Schlaganfall. Seine einzige Tochter Indira Gandhi, die ebenfalls politisch engagiert ist, tritt seine Nachfolge an: Sie wird zunächst Informationsministerin und später zwei Mal Premierministerin.

Stand: 14.11.09