Stichtag

28. Mai 2009 - Vor 45 Jahren: Die PLO wird gegründet

Während der Naziherrschaft wandern immer mehr Juden von Europa nach Palästina aus. Das Gebiet steht seit 1923 unter britischer Verwaltung und soll den Juden eine "Heimstätte" bieten. Die dort ansässigen Araber reagieren auf den Zuzug mit Anschlägen. Als nach Ende des Zweiten Weltkriegs weitere jüdische Überlebende nach Palästina drängen, spitzt sich die Lage zu. Die UNO  beschließt 1947 einen Teilungsplan, der ein jüdisches Israel neben einem arabischen Palästina ermöglichen soll. Die Juden stimmen zu, die Araber lehnen ab - und die Briten beenden ihr Mandat zum 15. Mai 1948. Einen Tag vorher erklären die Juden die Gründung des Staates Israel. Wenige Stunden später greifen arabische Truppen dessen Territorium an. Den folgenden Unabhängigkeitskrieg gewinnen die Israelis. Rund 750.000 Palästinenser müssen Israel verlassen. Ein eigener Staat bleibt ihnen jedoch verwehrt. Deshalb formiert sich Widerstand: 1958 gründet Jassir Arafat in Kuwait die "Bewegung zur nationalen Befreiung Palästinas" (Fatah).

In Palästina selbst ist Arafats Fatah noch weitgehend unbekannt, als am 28. Mai 1964 in Ost-Jerusalem die "Palästinensische Befreiungsorganisation" (PLO) gegründet wird. Die Initiative dafür geht von der ersten arabischen Gipfelkonferenz aus, die vom ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser geleitet wird. "Das Ziel Nassers dabei war, die Palästinenser ganz eng unter Kontrolle zu halten", sagt Politikwissenschaftlerin Helga Baumgarten von der Universität Birzeit in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Die Fatah befürchtet, dass ihr Einfluss schwindet und geht mit Anschlägen gegen israelische Einrichtungen in die Offensive. 1968 wird auf ihren Druck hin der bewaffnete Widerstand in die palästinensische Nationalcharta aufgenommen. Ein Jahr später wird Arafat Chef der PLO.

In den folgenden Jahren ist der palästinensische Widerstand in der Wahrnehmung des Westens gleichbedeutend mit Terrorismus. Dessen Höhepunkt bildet die Ermordung israelischer Sportler bei den Olympischen Spielen in München 1972. Danach distanziert sich Arafat vom Terrorismus und spricht 1974 vor der UN-Vollversammlung versöhnliche Worte: "Heute kam ich zu euch, in einer Hand den Ölzweig und in der anderen Hand das Gewehr der Revolution. Lasst den grünen Zweig nicht aus meiner Hand fallen!" Doch es vergehen noch fast zwei Jahrzehnte, bis sich Israel und die PLO 1993 gegenseitig anerkennen. Arafat und der israelische Ministerpräsident Jitzhak Rabin unterzeichnen den sogenannten Oslo-Vertrag, der schrittweise einen israelischen Rückzug aus den besetzten Gebieten und eine palästinensische Autonomie vorsieht. Dafür erhalten die beiden den Friedensnobelpreis. Doch die Euphorie ist schnell verflogen: "Es gibt in diesem Abkommen keinen Passus, in dem ein palästinensischer Staat oder die Möglichkeit der Etablierung eines palästinensischen Staates anerkannt wird", sagt Baumgarten. Alle Verhandlungen darüber sind seither gescheitert. Arafats Tod führt 2004 zur letzten gemeinsamen Massendemonstration aller Palästinenser. Dann schwindet der Einfluss der PLO in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Seit 2007 hat im Gazastreifen die radikal-islamische Hamas das Sagen. Sie ist nicht Teil der PLO.

Stand: 28.05.09