Stichtag

04. Oktober 2004 - Vor 335 Jahren: Rembrandt Harmensz van Rijn stirbt

Als Rembrandt Harmensz van Rijn am 4. Oktober 1669 stirbt, ist er 63 Jahre alt und total verarmt. Dabei hat für den Sohn eines Müllers aus Leiden alles so gut angefangen. Nach einem kurzen Ausflug an die Universität geht er bei verschiedenen Malern in die Lehre. Als 25-Jähriger wagt er 1631 den Schritt nach Amsterdam – eine der größten Städte der Welt, eine pulsierende Handelsmetropole mit vielen wohlhabenden Bürgern und potenziellen Auftraggebern. Die Amsterdamer Bürger schätzen Rembrandts Kunst, geben viele Werke bei ihm in Auftrag und müssen teilweise lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Spiel mit Licht und Schatten, die erzählerische Kraft seiner Bilder werden zum Markenzeichen des Niederländers – und dem seiner Schüler. Das wird später für viele Museen und Sammler zum Problem. Anfang des 20. Jahrhunderts werden 900 Gemälde dem Meister aus Leiden zugeschrieben, heute sind es noch rund 300. Berühmtestes "Opfer" der fortgeschrittenen Rembrandt-Forschung: Der "Mann mit dem Goldhelm".

Rembrandt malt nicht nur, er zeichnet auch viel und fertigt zahlreiche Radierungen an. Das dient der größeren Verbreitung seiner Werke, weiß der Kunst-Unternehmer, der sich auch immer wieder selbst porträtiert. Zu einem nationalen Heiligtum der Niederlande wird sein Gemälde, das unter dem Titel "Nachtwache" weltberühmt wird. Es zeigt eine Schützenkompanie, aber nicht wie damals üblich aufgereiht, sondern im Moment ihres Aufbruchs. Das Bild gilt als Dokument künstlerischer Meisterschaft, und es passt zum Selbstverständnis der Niederlande als Insel der bürgerlichen Freiheit und Toleranz.
1642, als die "Nachtwache" entsteht, ist ein Schicksalsjahr für Rembrandt: Seine geliebte Frau Saskia stirbt. Schon vorher hat der Künstler drei Kinder verloren. Finanziell geht es allmählich bergab: Der Künstler Rembrandt versteht sich nicht auf die Kunst, sein reichlich verdientes Geld zusammen zu halten. Immer wieder erliegt er seiner Sammelleidenschaft, kauft Kunstgegenstände, Münzen, Musikinstrumente, aber auch ausgestopfte Tiere, exotische Pflanzen und seltene Steine. 1656 muss er Konkurs anmelden und seine Sammlung sowie sein Haus versteigern. Er zieht bei seinem Sohn ein, der mit Rembrandts Geliebter Hendrickje Stoffels die Geschäfte weiter führt. Rembrandt arbeitet weiter, bis er stirbt   – wie es der Mythos vom großen Künstler verlangt.

Stand: 04.10.04