Grimme Preis

Stichtag

16. Januar 2009 - Vor 45 Jahren: Der Adolf-Grimme-Preis wird erstmals verliehen

Er gilt als die renommierteste Auszeichnung des deutschen Fernsehens: Wohl keine Ehrung ist in der Medienbranche so angesehen wie der Adolf-Grimme-Preis. Der Grund ist seine Unabhängigkeit: Der Preis ist keinem Sender und keinem Geldgeber verpflichtet. Hier geht es nur um Qualität, nicht um Einschaltquoten.

Ganz im Sinn des Namensgebers Adolf Grimme: "Die politische Tugend des Rundfunks ist seine Überparteilichkeit." Grimme, zunächst Kultusminister in Niedersachsen und später Generaldirektor des NWDR, will nach der Nazi-Diktatur einen politisch unabhängigen Journalismus etablieren und die Zuschauer durch das Massenmedium Fernsehen demokratisch bilden. Zur gleichen Zeit verfolgt der Kriegsheimkehrer Bert Donnepp eine ähnliche Idee. Er hält Bildung ebenfalls für eine Fundament der jungen Demokratie und baut in Marl im Ruhrgebiet die erste Volkshochschule. Donnepp sieht im Fernsehen vor allem ein Bildungsmedium - und das will er fördern: mit einem Preis, der nach dem Fernsehpionier Grimme benannt und auf Donnepps Initiative 1961 vom Deutschen Volkshochschul-Verband gestiftet wird.

Am 16. Januar 1964 findet im Marler Rathaus die erste Preisverleihung statt. Zu den Preisträgern gehören auch die Intendanten des WDR und des SDR. Sie werden für die Sendereihe "Der SS-Staat" ausgezeichnet. Für diese kritische Dokumentation gibt es den Grimme-Preis in Gold. In den nächsten Jahren wird die Auszeichnung eine feste Größe in der Medienszene und fällt in der Öffentlichkeit durch mutige Entscheidungen der Jury auf. Der preisgekrönte Film "Paragraph 175" berichtet 1966 über die Diskriminierung von Homosexuellen. Für Aufregung sorgt auch die Auszeichnung des Films "Der Polizeistaatsbesuch", der 1968 über die Studentenunruhen und den Tod von Benno Ohnesorg berichtet. Mit der Unterhaltung tut sich der Grimme-Preis allerdings lange Zeit schwer. Zwar wird Robert Lembkes "Was bin ich?" schon 1964 nominiert und 1968 bekommt Loriot eine lobende Erwähnung, doch erst 1975 wird mit "Klimbim" tatsächlich eine Comedy ausgezeichnet.

Die ersten 13 Wettbewerbe der jährlich verliehenen Auszeichnung werden von den Mitarbeitern der Marler Volkshochschule organisiert. Um die Auswahl der Filme zu professionalisieren und die Beobachtung des anwachsenden Programmangebotes zu gewährleisten, gründet der Volkshochschul-Verband 1973 das Adolf-Grimme-Institut, das seit 1978 den Preis ausrichtet. Heute gehen jedes Jahr bis zu 900 Vorschläge ein - viele von Zuschauern. Die Beiträge werden zunächst von drei sogenannten Nominierungskommissionen in mehrtägigen Sitzungen gesichtet - entsprechend den Kategorien "Fiktion", "Unterhaltung" und "Information/Kultur". Rund 40 Beiträge werden dann den drei Jurys vorgelegt. Sie vergeben die Preise in den Kategorien. Die Kommissionen und Jurys sind aus Medienwissenschaftlern, Bildungsexperten und Fernsehkritikern zusammengesetzt, welche vom Grimme-Institut berufen werden. Seit 2001 zeichnet das Institut mit dem Grimme-Online-Award auch Internetseiten aus.

Stand: 16.01.09