Als Victoria geboren wird, steht es wieder mal nicht gut ums englische Königshaus. Skandale mindern das Ansehen der Royals. Doch mehr noch macht den Engländern zu schaffen, dass die Industrialisierung viele ehemalige Bauern zu Tagelöhnern macht und die fest gefügte Ordnung mit Königshaus und Aristokraten an der Spitze ins Wanken gerät.Als Queen Victoria, nach fast 64 Jahren Regentschaft, 1901 stirbt, genießt das Königshaus wieder hohes Ansehen. Und Großbritannien, wie sich das Königreich nennt, steht besser da als je zuvor: Das Empire umfasst ein Kolonialreich, zu dem große Teile Afrikas, Kanada, Indien und Australien gehören. Das Königreich ist die mächtigste Nation der Welt, seine Flotte weitaus größer als die der USA, von Frankreich und Deutschland zusammen.Doch Königin Victoria, die Tochter des Herzogs von Kent, hat auf die stürmische Entwicklung kaum Einfluss. Die Politik spielt sich mehr und mehr im Parlament ab, und sie muss auch mit Premiers zusammen arbeiten, die ihr nicht liegen. Nach dem frühen Tod ihres Mannes, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, zieht sie sich ein Jahrzehnt lang fast völlig zurück. Erst die besondere Beziehung zu ihrem Leibdiener John Brown soll sie wieder ins Leben zurückgeführt haben. Ihre Thronjubiläen 1887 und 1897 werden zu prunkvollen Veranstaltungen, in denen sich Großbritanniens imperialer Glanz spiegelt.
Victoria gibt einem ganzen Zeitalter den Namen, das oft mit Prüderie in Verbindung gebracht wird. Die langjährige Königin und neunfache Mutter selbst entwirft in ihrer Autobiografie ein anderes Bild. Auch die Beziehung zu ihrem Diener John Brown lässt Raum für Spekulationen: Ein Bild und eine Haarlocke von ihm wurden auf ihren Wunsch in den königlichen Sarg gelegt.
Stand: 24.05.04