George Williams ist ein gottloser Geselle. 1821 in Dulverton im Südwesten Englands geboren, verbringt er seine Jugend gemeinsam mit sieben Geschwistern gedankenlos auf einer einsamen Farm. Als sich der schmale Junge für die bäuerliche Arbeit als zu ungeschickt erweist, beschließt der Familienrat, den jüngsten Sohn mit 14 Jahren nach Bridgewater in die Lehre zu schicken. Sein Ausbildungsvertrag als Kaufmann im Textilgewerbe verpflichtet ihn fortan zum regelmäßigen Besuch des Gottesdienstes.Während der Predigt eines walisischen Geistlichen an einem Winterabend des Jahres 1837 hat Williams sein Erweckungserlebnis. "Ich kann euch die Freude und den Frieden nicht beschreiben, die in mich strömten, als ich erkannt hatte, dass der Herr Jesus für meine Sünden gestorben ist und sie mir alle vergeben hat", wird er später seinen Anhängern schreiben.
Beseelt von der Idee, den Glauben in die Herzen aller zu tragen, zieht Williams mit Neunzehn nach London. Hier wohnt er als Verkäufer des renommierten Textilgeschäfts Hitchcock & Rogers mit 140 Kollegen unter einem Dach. Teilweise müssen sich sechs Männer ein Dreibett-Zimmer teilen. Williams macht aus der Raumnot eine Tugend und lädt seine Kollegen ein, mit ihm über Gott und den Glauben zu diskutieren. Immer mehr Männer kommen zu den Gesprächen - irgendwann gehört auch ein Zimmernachbar dazu, der eine Art Vergnügungsclub betreibt und den Williams mit seiner freundlich-lockeren Art sowie dessen Lieblingsessen zu bekehren weiß.Der Missionierte gehört zu den elf Gleichgesinnten, mit denen Williams am 6. Juni 1844 die Young Men's Christian Association (YMCA), den Christlichen Verein Junger Männer also, gründet. Schon bald versammeln sich auch in anderen Londoner Textilgeschäften auf seine Initiative hin Angestellte zu Andachten und Bibelkreisen. Einmal wöchentlich treffen sich die Männer in einem Hotel bei Kaffee und Kuchen zum Gespräch.
Williams will nicht überreden, er will über Konfessionsgrenzen hinweg zu einem Leben in Gott überzeugen. Als 1851 die Weltausstellung nach London kommt, wirbt er mit Vorträgen und öffentlichen Veranstaltungen für seine Idee. Der Funke springt nach Frankreich und Deutschland und verbreitet sich von dort über ganz Europa - vor allem, nachdem sich die Gemeinschaft auch Frauen öffnet. Bereits 1854 treffen sich Abgesandte von neun Nationen in Paris, um den Weltverein zu gründen. Heute gibt es den Christlichen Verein Junger Menschen in 125 Ländern. Mitglieder tragen gemeinsam sportliche Wettkämpfe aus und engagieren sich in Gesangsgruppen ebenso wie in Sozialprojekten in der Dritten Welt.
Stand: 06.06.09