Stichtag

18. November 2009 - Vor 40 Jahren: Joseph P. Kennedy stirbt in Hyannis-Port

Der Name Kennedy steht für Politik und Skandale, Glamour und Tragik. Jahrzehntelang haben die Kennedys den Eindruck vermittelt, die USA seien eine Monarchie und sie die Königsfamilie. Gründungsvater des Clans ist Joseph Patrick Kennedy. Der Sohn katholischer, irischer Einwanderer wird am 6. September 1888 in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts geboren. Sein Vater Patrick hat sich vom Kneipenwirt zum angesehenen Lokalpolitiker hochgearbeitet und schickt Joseph, der auch Joe genannt wird, auf die besten Schulen.

Sein Motto lautet: "Sei immer der Erste - schon der zweite Platz ist eine Niederlage!" Joe hält sich ebenfalls an diese Devise: Schon mit 25 Jahren leitet er eine eigene Bank. Doch die Bostoner Oberschicht akzeptiert ihn erst, als Joe 1914 Rose Fitzgerald heiratet, die Tochter des Bostoner Bürgermeisters. "Sie wollten viele Kinder haben und damit eine eigene, kleine Welt schaffen, einen kleinen Staat mit eigenen Bürgern", erinnert sich Nichte Mary Lou McCarthy. Das Paar bekommt neun Kinder. Mutter Rose erzieht sie mit Religion und Prügel.

Joseph Kennedy macht an der Börse und mit illegalem Alkoholhandel ein Vermögen von rund 100 Millionen Dollar. Geschäftlich investiert er ins Filmgeschäft - und privat in zahlreiche Geliebte, darunter Marlene Dietrich. Ehefrau Rose schweigt dazu. "Sie wollte an der von ihr geschaffenen Familie festhalten", erklärt Biografin Doris Kearns Goodwin.

Zum Dank für seine Wahlkampf-Spenden in Millionenhöhe schickt US-Präsident Franklin D. Roosevelt Joe Kennedy 1937 als US-Botschafter nach London. Als er sich gegen einen Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ausspricht, wird er abgezogen. Mit Rückschlägen kann Joe Kennedy schlecht umgehen: Als Tochter Rosemary nach einer missglückten Gehirnoperation schwerbehindert ist, schiebt er sie in ein Pflegeheim ab. Er nennt sie eine Verliererin und verbietet der Familie, jemals wieder über sie zu sprechen. Der Patriarch setzt seine Hoffnungen in seine Söhne. Nachdem der Erstgeborene, Joe junior, 1944 im Krieg gefallen ist, soll John F. politische Karriere machen.

Um John F. - auch Jack genannt - ganz nach oben zu bringen, aktiviert Joe seine alten Kontakte zur Mafia aus Prohibitionszeiten. Vater Kennedy verspricht dem Syndikat die Loyalität seines Sohnes, falls dieser Präsident würde. Die Mafia schmiert Wahlmänner, kauft und fälscht Stimmen. Mit Erfolg: Am 1. Januar 1961 wird John F. Kennedy Präsident der Vereinigten Staaten. Sein Vater zieht weiter die Fäden und bestimmt weitgehend, wer im Kabinett sitzt: Mit Sohn Robert F. (Bobby) als Justizminister schützt er den Clan vor Ermittlungen. Joe Kennedy ist am Ziel. Doch im Dezember 1961 hat er einen schweren Schlaganfall. Er kann kaum noch reden und sitzt im Rollstuhl.

Die Ermordung von John F. 1963 in Dallas kommentiert Joe mit den Worten: "Glück führt man herbei - Unglück steht man durch." Als Bobby die Nachfolge seines Bruders John antreten will, wird er 1968 während des Präsidentschaftswahlkampfes erschossen. Die Todesnachricht wird Joe nicht mehr mitgeteilt, weil er sie nach Auskunft der Familie ohnehin nicht mehr habe aufnehmen können. Auch vom Ende der politischen Karriere seines Sohnes Edward M., Ted genannt, erfährt der Clan-Gründer nichts. Ted hatte nach einem Autounfall im Juli 1969, bei dem seine Sekretärin ums Leben kam, Fahrerflucht begangen. Joseph P. Kennedy stirbt am 18. November 1969 im Alter von 81 Jahren am Familiensitz in Hyannis-Port.

Stand: 18.11.09