Am 8. Juni 1969 ist die salvadorianische Fußball-Nationalmannschaft in Honduras. Es geht um die Qualifikation zur WM in Mexiko. Die Spieler sind übermüdet, denn die Fans der Gastgeber haben die Kicker mit Tröten und Pfeifkonzerten malträtiert. El Salvador verliert mit 0:1. Beim Rückspiel in San Salvador werden die honduranischen Spieler ihrerseits von Fans belästigt - und unterliegen 0:3. Ein drittes Spiel auf neutralem Boden bringt mit 3:2 für San Salvador die Entscheidung.Die Stimmung zwischen den Nationen heizt sich bedrohlich auf. Am 14. Juli 1969 schickt General Fidel Sánchez Hernández, Präsident von El Salvador, ohne Kriegserklärung Bomber nach Honduras. Rund einhundert Stunden wird der Militärschlag dauern und als "Fußballkrieg" in die Geschichte eingehen.
Aber die Spiele auf dem grünen Rasen sind nur ein von der Diktatur geschickt genutzter Vorwand für die Auseinandersetzung auf dem Schlachtfeld. Der Konflikt zwischen den mittelamerikanischen Staaten schwelt seit den fünfziger Jahren. Damals ziehen arme Kleinbauern auf der Suche nach einer Lebensgrundlage aus dem dicht bevölkerten El Salvador ins unbesiedelte Grenzgebiet nach Honduras, das fünf Mal so groß ist, aber eine Million weniger Einwohner hat. In den sechziger Jahren finden rund 300.000 Bauern hier ihr Auskommen.Der Militärführung von Honduras ist die illegale Besiedlung ein Dorn im Auge. Mitte 1969 beginnt eine paramilitärische Gruppe namens Mancha Brava mit Säuberungsaktionen. Zehntausende von Flüchtlingen strömen nach El Salvador zurück. Die dortige Junta beschließt nach einem Propagandafeldzug, mit Waffengewalt einzugreifen.
Mit alten MIG-Flugzeugen aus dem zweiten Weltkrieg und Cessnas von Privatpiloten lässt Sánchez Hernández den Flughafen von Tegucigalpa bombardieren. Danach kann die salvadorianische Infanterie fast ohne Gegenwehr auf honduranisches Territorium eindringen. Erst auf Druck der Organisation amerikanischer Staaten kommt es im "Fußballkrieg" zum Waffenstillstand. Er kostet Mittelamerika die ökonomisch schon vollzogene Union. Honduras boykottiert El Salvadors Wirtschaft noch lange, ein offizieller Friedensvertrag kommt erst 1980 zustande. Erst 2006 wird ein umstrittenes Grenzgebiet von 72 Quadratkilometern Honduras zugeschlagen.Bei den Menschen der beiden Nachbarländer spielt der Konflikt inzwischen kaum mehr eine Rolle. "Bei Fußballspielen aber", weiß Geschichtsprofessor Julio Martínez aus San Salvador, "bekämpfen sich El Salvador und Honduras bis aufs Blut". Bei Gefahr tun sich der 39. und der 102. der Fußball-Weltrangliste aber doch zusammen: Dann ist die Mannschaft von Costa Rica der größte Feind.
Stand: 08.06.09