Von Prinz Bernhard der Niederlande kann man zwei Geschichten erzählen. In den Boulevard-Blättern gilt der Ehemann von Königin Juliana und Vater der heutigen Königin Beatrix jahrzehntelang als Traumprinz: Geboren wird er am 29. Juni 1911 in Jena als Prinz Bernhard Leopold zur Lippe-Biesterfeld. Nach dem Abitur studiert er Rechtswissenschaften in Lausanne, München und Berlin. Bei einem Studienaufenthalt in den Niederlanden lernt Bernhard 1936 Prinzessin Juliana kennen. "Der Traummann sowohl für sie als auch für das Königshaus der Niederlande", sagt Rolf Seelmann-Eggebert, Kenner des europäischen Hochadels. "Er sah gut aus, er war Sportler, er hatte einen guten Leumund, er war Reiter." Die beiden heiraten und bekommen vier Töchter. Es gibt Gerüchte, Bernhard liebe Juliana nicht, die Beziehung sei arrangiert worden.
Als Deutschland im Zweiten Weltkrieg 1940 die Niederlande überfällt, ist Prinz Bernhard mit dem Königshaus auf der Seite des Widerstandes. Er geht nach London ins Exil und wird Oberkommandierender der Luftwaffe. Zum Anzug trägt er nach dem Krieg stets eine weiße Nelke im Knopfloch, frisch gehalten in einer kleinen Vase hinter dem Revers. Die Blume erinnert an den Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Zum Prinzen, wie ihn die bunten Blätter lieben, gehört auch, dass er 1961 Gründungspräsident der Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) wird.
Man kann von Prinz Bernhard aber auch eine andere Geschichte erzählen: die des zwielichtigen Prinzen. Er ist in den Niederlanden als Bräutigam hochwillkommen - aber erst als er aus der SS-Reiterstaffel austritt. Bernhard war ab 1934 auch Mitglied der SA gewesen, ferner Mitglied der NSDAP. Die NSDAP-Mitgliedschaft hat Bernhard stets öffentlich bestritten, auch nachdem Ende 1995 entsprechende Dokumente in US-Archiven gefunden worden sind. In den 1970er Jahren ist Prinz Bernhard in die Lockheed-Affäre verstrickt. Er gerät in den Verdacht, als Generalinspekteur der niederländischen Armee vom amerikanischen Lockheed-Konzern bestochen worden zu sein. Es geht um den Kauf von Kampfflugzeugen. 1976 tritt Bernhard von allen öffentlichen Ämtern zurück. Eine Untersuchungskommission hatte festgestellt, er habe dem Staat geschadet. Später räumt der Prinz ein, 1,1 Millionen Dollar Schmiergeld angenommen zu haben. Er zeigt aber kein Unrechtsbewusstsein: "Ich habe wegen dieser Geschichte keine Sekunde schlecht geschlafen." Angeblich hat er das Geld verteilt - an den WWF und an seine uneheliche Tochter Alexia. Sie ist eines seiner beiden unehelichen Kinder. Die andere Tochter heißt Alicia.
Nach dem Tod von Prinz Bernhard am 1. Dezember 2004 in Utrecht erscheint ein Interview, in dem er seine kleineren und größeren Sünden gesteht und - jedenfalls für seine Ehe - von einem Happy End berichtet: "Es begann nicht mit einer Liebesheirat, aber die Liebe hat sich im Laufe der Jahre eingestellt."
Stand: 01.12.09