Am Abend des 13. Januar 1782 sitzt der 22-jährige Friedrich Schiller, damals Regimentsarzt in Stuttgart, unerkannt im Mannheimer Theater. Er ist ohne Erlaubnis zur Uraufführung seines eigenen Stückes "Die Räuber" gereist und muss später deswegen zwei Wochen in Haft. Das Drama um eine mordende Räuberbande beginnt und ein Donner bricht über die deutsche Theaterlandschaft herein. "Mut? Wenns nur das ist – Mut hab ich genug, um barfuß mitten durch die Hölle zu gehn", sagt Schweizer, einer der Räuber.
Die Zuschauer sind außer Rand und Band: Augenzeugen berichten von Herren, die laut schreien und Damen, die ohnmächtig werden. Schiller lässt eine seiner Hauptfiguren,den Franz Moor, ausrufen: "Der Mensch entsteht aus Morast, und watet eine Weile im Morast, und macht Morast, und gährt wieder zusammen in Morast …." Das ist Anarchie und Zerstörung, das ist Sturm und Drang. Der junge Feuerkopf Friedrich Schiller bringt eine ganze Epoche in Schwung und steht bald mit Johann Wolfgang von Goethe im Zentrum des Deutschen Idealismus.
Am 10. November 1759 kommt Schiller im schwäbischen Marbach zur Welt, studiert zunächst Jura, dann Medizin, und erlebt mit 22 Jahren den Durchbruch als Dichter: mit dem Theaterstück "Die Räuber". Er ist mit einem Schlag berühmt, ein Erfolgsautor, dessen Stücke das Publikum erregen und an der Seele packen. Kritiker werfen Schiller übertriebenen Pathos vor. Einige Romantiker sollen lauthals gelacht haben, wenn sie in kleinem Kreis eine Schiller-Ballade vortrugen. Doch im Pathos ist Schillers Geist ganz bei sich selbst: ein Geist, der voller Unruhe, Aufbruchslust und Entdeckungsfreude ist. Das Theater ist für ihn eine moralische Anstalt, die die Menschen erschüttern und schließlich läutern soll.
Schiller hält sich an den von ihm formulierten Grundsatz, der Mensch ist "nur da ganz Mensch, wo er spielt". Menschen brauchen die Kunst, damit sie am Leben nicht zugrunde gehen. Das gilt bis heute: Das Stück "Die Räuber" gehört neben "Kabale und Liebe" zu den am häufigsten aufgeführten Schillerdramen. Auch politische Werke wie "Don Carlos" und "Maria Stuart" kommen regelmäßig auf die Bühne und "Wallenstein" bleibt aktuell; ein Drama über das Zögern in der Politik und Männer ohne Mut.
Der Philosoph Ernst Bloch nennt Schiller den "größten Volksschriftsteller aller Zeiten". Und seine Gedichtfragmente prägen unseren Wortschatz bis heute. "Leben und leben lassen" oder "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben" oder "Was da kreucht und fleucht" sind Sprichwörter, die ursprünglich von Schiller stammen. Und natürlich: die "Bretter, die die Welt bedeuten". Es ist, wie der Schauspieler Klaus Maria Brandauer sagte: Eine Schiller-Renaissance gibt es nicht - er ist einfach immer da.
Stand: 10.11.09