Am Anfang der Dreharbeiten zu "Der weiße Hai" auf der Insel Martha's Vineyard im US-Bundesstaat Massachusetts hat Steven Spielberg kein fertiges Drehbuch. Die Besetzung steht noch nicht endgültig fest – und, vor allem: Es fehlt der Hai. Sieben Millionen Dollar darf der Regisseur laut Maßgabe der Universal Studios für seinen Film ausgeben; einen Großteil des Geldes investiert er in den Bau des Monsters.
Drei mechanische Puppen lässt Spielberg aus Fiberglas bauen, damit der Hai im Film das Urlaubsstädtchen Amity tyrannisieren kann. Aber die Attrappen sorgen am Set für ganz andere Aufregung. Bei einem ersten Auftritt versinkt eine von ihnen im Meer, weil sie nie im Wasser getestet worden ist. Auch später funktionieren die Modelle so gut wie nie.
Der Horror unter der Oberfläche
52 Drehtage hat Spielberg für "Der weiße Hai" eingeplant; am Ende sind es 155. Der Aufwand aber hat sich gelohnt: Als der Film am 20. Juni 1975 unter dem Originaltitel "Jaws" in die US-amerikanischen Kinos kommt, setzt er im Bereich des Horrorfilms neue Maßstäbe und zieht eine Folge von Tier-Thrillern nach sich. Bereits am Startwochenende werden seine Kosten wieder eingenommen. Insgesamt spielt "Der weiße Hai" weltweit über 470 Millionen Dollar ein und wird mit drei Oscars ausgezeichnet.
Ein Grund für den Erfolg ist neben einer bemerkenswerten Marketingkampagne sicher auch, dass der eigentliche Hai insgesamt nur knapp fünf Minuten zu sehen ist: Denn Spielberg spielt lieber mit den unter der Oberfläche verborgenen Ängsten der Kinopublikums, statt die Gefahr offensichtlich ins Bild zu setzen.
Der schlechte Ruf des Hais
In Wirklichkeit bedroht nicht der Hai den Menschen. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: In zwanzig Jahren könnten die meisten Hai-Arten aus den Weltmeeren verschwunden sein. Auch der weiße Hai steht auf der Liste der bedrohten Tiere. Aber das Mitleid der Menschheit hält sich in Grenzen. Für Steven Spielberg ist auch dies eine Folge seines Horror-Schockers: "Das ist ein viel geschmähter Hai", bekennt der Regisseur. "Und ich bin wohl verantwortlich dafür, dass so schlecht über ihn gesprochen wird."
Stand: 20.06.10