Stichtag

18. Februar 2010 - Vor 80 Jahren: Die Entdeckung des Pluto

Im Winter des Jahres 1930 friert der 24-jährige Clyde Tombaugh in der eiskalten Kuppel des Lowell-Observatoriums in Flagstaff, Arizona. Der junge Astronom sucht, wonach Wissenschaftler 80 Jahre lang vergeblich gesucht haben: den Planeten X, den es nach Berechnungen von Astronomen jenseits des Neptun am Rande unseres Sonnensystems geben soll. Seit zehn Monaten schon fotografiert Tombaugh nachts den Sternenhimmel durch ein Spezialteleskop – jede Himmelsregion zweimal, im Abstand von einigen Tagen. Der Sinn der Methode: Die Konstellation der Fixsterne bleibt gleich, ein Planet würde auf der zweiten Aufnahme aber ein Stück weiter gewandert sein. Tagsüber vergleicht Tombaugh die beiden Fotoplatten, Quadratzentimeter für Quadratzentimeter sucht er nach Veränderungen. Millionen von Lichtpunkten flirren an seinen Augen vorbei - bis er am 18. Februar 1930, um vier Uhr nachmittags, plötzlich innehält. Der Forschungsassistent Clyde Tombaugh, Sohn eines Farmers aus Kansas, hat den neunten Planeten unseres Sonnensystems gefunden, der von Astronomen auf den Namen Pluto getauft wird. Die Journalisten in den US-Zeitungen jubeln: Endlich hat auch ein Amerikaner einen Planeten entdeckt. Die anderen Planeten waren allesamt von Wissenschaftlern aus dem europäischen und arabischen Raum zuerst beschrieben worden. Zuletzt entdeckte Friedrich Wilhelm Herschel 1781 den Uranus und ein Forscherteam um den Franzosen Urbain LeVerrier 1846 den Neptun. Tombaugh ist mit seinem Pluto der neue amerikanische Nationalheld.

Sein Leben lang erzählt Tombaugh diese Entdeckungsgeschichte - und findet hunderte weiterer Asteroiden und Kometen. 1997 stirbt er im Alter von 90 Jahren. Kurz darauf verschwindet nach 76 Jahren auch sein Planet: 2006 degradiert die Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Prag den Pluto zum Zwergplaneten. Heute gibt es wieder acht Planeten, so wie vor der Entdeckung Tombaughs: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und am äußeren Rand unseres Sonnensystems Neptun.

Ohnehin hatte Pluto die Astronomen von Anfang an verwirrt: Seine Umlaufbahn ist nicht nur extrem elliptisch, sondern hat auch noch die Form eines Eis. Außerdem wiegt er, anders als vorausberechnet, nicht siebenmal mehr als die Erde, sondern sogar weniger als der Erdmond. Als die Teleskope präziser werden, entdecken Forscher immer mehr pluto-ähnliche Himmelskörper, Gemische aus Gas und Gestein. Astrophysiker und Astronomen streiten jahrelang: Sollen sie mehr Planeten zulassen oder überdenken, welche Himmelskörper überhaupt den Namen Planet tragen dürfen? 2006 einigen sie sich schließlich in Prag auf eine neue, engere Definition: Planeten kreisen um die Sonne; Planeten nehmen durch ihre Schwerkraft die Form einer Kugel an, und Planeten haben eine größere Masse als alle anderen Körper in ihrer Umlaufbahn zusammen. Den letzten Punkt erfüllt Pluto nicht: Er bewegt sich zusammen mit zahlreichen Himmelskörpern, die teilweise genauso schwer sind wie er selbst. Immerhin gibt er einer neuen Untergruppe der Zwergplaneten ihren Namen: den Plutoiden.

Stand: 18.02.10