Am 19. Oktober 1955 machen sich etliche europäische Rundfunkanstalten Sorgen. 1950 haben sie die European Broadcast Union (EBU) als Netzwerk gegründet, um sich gegenseitig über Techniken und Inhalte auszutauschen, jetzt geht es um die Zukunft des Fernsehgeschäfts. Wie man mehr Zuschauer vor die Bildschirme locken und das Medium bekannter machen könne, so lautet die Frage.Es soll ein Brite gewesen sein, der mit der entscheidenden Idee aufwartet, einen europäischen Gesangswettbewerb auszurichten, über dessen Darbietungen die Jurys der Mitgliedsländer abstimmen sollen. Es ist die Geburtsstunde des Grand Prix Eurovision de la Chanson.
"Im Wartesaal zum großen Glück"
Der erste Veranstaltung ihrer Art findet 1956 in Lugano statt. Sieben Länder schicken je zwei Vertreter. Aus Deutschland sind Freddy Quinn mit dem fetzigen Song "So geht es jede Nacht" und Walter Andreas Schwarz mit der Chansonnummer "Im Wartesaal zum großen Glück" angereist. Beide Künstler gehen leer aus. Stattdessen erringt die Schweizerin Lys Assia mit "Refrain" die meisten Punkte – was vielleicht auch daran liegt, dass die Schweizer Jury die Punkte der abwesenden Belgier gleich mit vergibt.
Dass der Grand Prix Eurovision de la Chanson später zur Legende wird, ahnt damals wohl noch niemand. Der Kultcharakter der Veranstaltung und ihr Potential, Karrieren zu schaffen, kristallisiert sich erst später heraus. Die schwedische Pop-Formation Abba wird durch den Gesangswettbewerb berühmt, Udo Jürgens, Celine Dion und Katja Ebstein. Der erfolgreichste Teilnehmer aber ist der Ire Johnny Logan, der einmal als Komponist und gleich zweimal als Sänger gewinnt.
Nicole und Lena
Deutschland muss lange warten auf einen Sieg. 1982 ist es mit "Ein bisschen Frieden" der blonden Abiturientin Nicole soweit. Erst 2010 kann die brünette Abiturientin Lena mit "Satellite" an den Erfolg anknüpfen. Da heißt der Grand Prix Eurovision de la Chanson längst European Song Contest; statt einer Jury entscheidet das Publikum der Teilnehmerländer.
Stand: 19.10.10