"Guten Abend meine Damen und Herren..." so begrüßt Hanns Joachim Friedrichs sechs Jahre lang die Fernsehzuschauer zu den "Tagesthemen". Ab 1985 moderierte er das neue Format in der ARD. Bis dahin muteten Nachrichten im deutschen Fernsehen eher wie eine amtliche Verlautbarung an. Friedrichs, der Mann mit dem Silberhaar, der dunklen Stimme und dem westfälisch rollenden "R", jedoch klingt anders. Seine Moderationen sind immer seriös, aber gleichzeitig oft auch unterhaltsam und ironisch. Diesen besonderen Tonfall hat er sich von den "Anchormen" in Großbritannien und den USA abgeschaut, wo er viele Jahre lebte und arbeitete. "Verständlichkeit ist das allerwichtigste in unserem Geschäft. Und ich bemühe mich extrem um Verständlichkeit. Dazu gehört der Mut zur Vereinfachung".
Geboren am 15. März 1927 in Hamm und aufgewachsen in Westfalen, volontiert Friedrichs beim Berliner "Telegraf". Dort bietet ihm ein britischer Presseoffizier 1949 eine Reise nach London an, um für einige Wochen die britische Demokratie zu studieren. Das ist der Auftakt zu einem von Glück und Erfolg geprägten Berufsleben. Er bekommt Kontakt zur BBC, ergattert einen kleinen Auftrag und erhält bald einen Arbeitsvertrag. Fünf Jahre bleibt er in London, lernt das journalistische Handwerk und das neue Medium Fernsehen kennen. 1955 zieht er nach Köln, wo er als Reporter, Moderator und Kommentator tätig ist. Ab 1964 berichtet er für das ZDF aus Washington und New York, kehrt zwischenzeitlich zurück, bevor er in den 70er Jahren nochmals für vier Jahre nach New York geht. 1985 wirbt die ARD den 58-jährigen Friedrichs für die neue Nachrichtensendung "Tagesthemen" ab. Bald ist er der prominenteste deutsche Journalist, heißt in den Medien "Mr. Tagesthemen" oder "Deutschlands begehrtester Junggeselle", denn nach der Scheidung von seiner ersten Frau blieb er lange unverheiratet.
Im Sommer 1991 nimmt er nach sechs Jahren seinen Abschied von den "Tagesthemen" - da hatten sich die Einschaltquoten mit täglich vier bis fünf Millionen Zuschauern mehr als verdoppelt. Im Dezember 1994 wird bei ihm Lungenkrebs festgestellt. Kurze Zeit später heiratet er Ilse Madaus, mit der er in den letzten Jahren liiert war, und stirbt am 28. März 1995 im Kreis seiner angeheirateten Familie in Hamburg. Bis heute vergibt ein Verein, den Freunde nach seinem Tod gründeten, den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus. Ausgezeichnet werden Journalisten, die Friedrichs Arbeitsethos beherzigen: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass es sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört."
Stand: 28.03.10