Während des Zweiten Weltkriegs wird die "Anti-Hitler-Koalition" durch den gemeinsamen Feind geeint: 1943 stimmen die drei Hauptalliierten USA, Großbritannien und Sowjetunion in Teheran ihre Kriegsziele ab, Anfang 1945 legen sie in Jalta in groben Zügen die Nachkriegsordnung fest. Als jedoch Nazi-Deutschland Anfang Mai 1945 bedingungslos kapituliert, treten die unterschiedlichen Interessen der Verbündeten immer stärker in den Vordergrund. Die Atmosphäre ist seit Jalta deutlich frostiger geworden. Argwöhnisch beobachtet der Westen Stalins Expansionspolitik in Osteuropa. Schon kurz nach Kriegsende spricht der britische Premier Winston Churchill vom "Eisernen Vorhang", der nun Europa teile. Er schlägt zur Klärung der weiteren Zusammenarbeit ein weiteres Gipfeltreffen vor, diesmal "auf dem Territorium Deutschlands".
Verhandlungen im Schloss Cäcilienhof
Am 17. Juli 1945 ist es soweit: Churchill trifft in Potsdam mit US-Präsident Harry S. Truman und dem sowjetischen Staats- und Parteichef Josef Stalin zusammen. Nach außen wird Gemeinsamkeit demonstriert: "Wir sind heute hierher gekommen, um die Fahne des Sieges zu hissen über der Hauptstadt unseres größten Feindes", sagt Truman. Ursprünglich sollte Berlin - als Hauptstadt der besiegten Deutschen - Konferenzort sein. Doch dort gab es kein geeignetes, unzerstörtes Gebäude. Schließlich fand sich 30 Kilometer entfernt das Potsdamer Schloss Cäcilienhof in der sowjetischen Besatzungszone. Als Hausherr ist Stalin Gastgeber der Beratungen. Die Sieger haben viel zu besprechen: Was passiert mit Deutschland? Wo verlaufen Polens Grenzen? Was geschieht mit den hunderttausenden Menschen, die in Europa auf der Flucht sind? Wie geht es in Asien weiter, wo der Krieg noch immer tobt? Viel Diskussionsstoff für eine zweiwöchige Konferenz.
Vordergründige Einmütigkeit
Am 25. Juli 1945 wird die Zusammenkunft wegen der bevorstehenden Bekanntgabe des Ergebnisses der britischen Unterhaus-Wahlen unterbrochen. Da die von Churchill geführte Konservative Partei eine Niederlage erleidet, tritt er zurück. Seinen Platz in Potsdam nimmt der neue Premierminister Clement R. Attlee ein, und die Beratungen gehen weiter. Im Konferenzprotokoll, dem sogenannten Potsdamer Abkommen, sprechen die "Großen Drei" schließlich zwar einmütig von gleichen Zielen: Demilitarisierung, Demokratisierung, Demontage, Dezentralisierung und Entnazifizierung Deutschlands. Doch die Interpretationen unterscheiden sich, wie sich später zeigt. Außerdem wird die Reparationsproblematik mit der polnischen Grenzfrage verknüpft: Die Westmächte akzeptieren die Oder-Neiße-Linie als künftige polnische Westgrenze. Im Gegenzug erklärt sich die Sowjetunion damit einverstanden, dass sich jede Siegermacht an ihrer jeweiligen Besatzungszone schadlos halten kann. Stalin hatte zuvor zehn Milliarden Dollar an Reparationszahlungen aus ganz Deutschland gefordert, was die Westalliierten ablehnten. Sie wollen Deutschland nicht ausbluten lassen, sondern als Handelspartner erhalten - um in Mitteleuropa ein machtpolitisches Gegengewicht zur Sowjetunion zu haben.Noch in Potsdam gibt Truman den Befehl, Atombomben über Hiroshima und Nagasaki zu zünden, um Japan zur Kapitulation zu zwingen. Am 2. August 1945 gehen die "Großen Drei" schließlich auseinander. Zwar sind weitere Treffen geplant, doch dazu kommt es nicht mehr. Die Potsdamer Konferenz wird zum Vorboten des Kalten Krieges. Zugleich legt sie den Grundstein für die dauerhafte Teilung Deutschlands.
Stand: 17.07.10