Anfang des 19. Jahrhunderts sind die Vereinigten Staaten von Amerika auf Expansionskurs. Zwar teilt sich die junge Nation den Kontinent noch mit Frankreich, England und Spanien. Aber 1803 verkauft Napoleon Bonaparte das so genannte Louisiana-Territorium für 15 Millionen Dollar an US-Präsident Thomas Jefferson: Die Fläche der USA verdoppelt sich. Ein Gutteil der Fläche ist unerschlossen.
Suche nach dem Handelsweg
Jefferson beschließt, diesen Missstand zu beseitigen. Er beauftragt seinen Privatsekretär Meriwether Lewis und den ehemaligen Artillerie-Offizier William Clark mit einer Expedition, die den gesamten Lauf des Missouri erkunden soll. Ziel ist letztendlich herauszufinden, ob es einen Wasserweg quer durch den Kontinent zum Pazifischen Ozean gibt, auf dem sich Handel treiben lässt.
Im Mai 1804 macht sich die Lewis-und-Clark-Expedition mit drei Segelbooten von St. Louis aus auf den Weg. An Bord sind 25 Soldaten sowie ein Trapper und Halbblutindianer, der Französisch, die Zeichensprache und einige Indianersprachen beherrscht, außerdem Clarks Sklave York und Lewis' Hund Seaman. Für die Reise hat sich Lewis in Geographie, Medizin, Kartographie und Biologie schulen lassen, um neue Tier- und Pflanzenarten katalogisieren zu können. Clark gilt als besserer Seefahrer und übernimmt das Kommando an Bord.
Die entführte Häuptlingstochter
Mit an Bord sind Glasperlen, Tabak und Friedensmedaillen im Wert von 696 Dollar: Maßgeblich für den Erfolg der Expedition ist nicht zuletzt, wie man sich mit den heimischen Indianerstämmen versteht. Dies zeigt sich deutlich, als die Expedition 1804 an den Quellflüssen des Missouri am Fuß des Felsengebirges zu scheitern droht. "Wenn wir nicht die Schoschone-Indianer oder andere Stämme finden, die Pferde besitzen, habe ich Zweifel, ob wir die Reise erfolgreich beenden können", notiert Lewis in sein Tagebuch.
Zuvor haben die Abenteurer einen Dolmetscher und dessen indianische Frau mit auf die Reise genommen. Jetzt zeigt sich, das diese eine entführte Häuptlingstochter jener Schoschonen ist, die in der Gegend siedeln. Ihr Bruder, inzwischen Häuptling, nimmt seine Schwester dankbar auf: Die Expedition kann mit Unterstützung der Indianer fortgesetzt werden.
Startschuss zur Besiedelung des Wilden Westens
Am 7. November 1805 erreicht die Lewis-und-Clark-Expedition nach anderthalb Jahren die Küste des Pazifik, ohne einen die USA durchquerenden Flusslauf entdeckt zu haben. Trotzdem werden die Expeditionsteilnehmer nach ihrer Rückkehr im September 1806 wie Helden gefeiert. Lewis und Clark füllen die weißen Flecken auf der Landkarte Amerikas. Sie beschreiben mehr als einhundert bis dahin unbekannte Tier- und Pflanzenarten. Sie erzählen von fremden Indianerstämmen. Und sie geben den Startschuss zur Besiedelung des Wilden Westens.
Stand: 07.11.10