"Meine Rüstung ist die defensive, Deine Rüstung ist die offensive. Ich muss rüsten, weil du rüstet. Weil du rüstest, rüste ich. Also rüsten wir, rüsten wir nur immerzu." Ein Dialog des tödlichen Wahnsinns. Geschrieben von Bertha Suttner, der bekanntesten Friedensaktivistin ihrer Zeit. Als sie am 21. Juni 1914 im Sterben liegt, sind ihre letzten Worte: "Die Waffen nieder, sagt es allen!" Vergeblich: Nur wenige Wochen später beginnt der Erste Weltkrieg - mit zehn Millionen Toten in vier Jahren.In den ersten vierzig Jahren ihres Lebens hat Bertha von Suttner mit Politik wenig im Sinn. Sie wird am 9. Juni 1843 in Prag als Tochter des Feldmarschallleutnants Graf Kinsky geboren und wächst in hochadeliger Atmosphäre auf. Da ihre Mutter fast das gesamte Familienvermögen verspielt, muss Bertha mit 30 Jahren als Gouvernante beim Wiener Baron von Suttner ihr Geld verdienen. Sie verliebt sich in den Sohn des Hauses und fliegt raus. Kurz danach antwortet sie auf eine Anzeige, mit der ein "sehr reicher, älterer Herr" eine "sprachkundige Dame" als Sekretärin in Paris sucht. Sein Name: Alfred Nobel, schwedischer Industrieller und Erfinder des Dynamits. Obwohl sie nur kurz für ihn arbeitet und sogar einen Heiratsantrag ablehnt, entsteht eine lebenslange Freundschaft zwischen den beiden.
1876 heiratet Bertha ihren Geliebten, Arthur von Suttner, gegen den Protest seiner Familie und zieht mit ihm für neun Jahre in den Kaukasus. Aus Geldmangel schreiben die beiden Romane und Zeitungsartikel. Zurück in Österreich engagiert sie sich in der Internationalen Friedens- und Schiedgerichtsvereinigung. 1889 wird Bertha von Suttner durch ihren realistischen Antikriegsroman "Die Waffen nieder!" berühmt: "Ich stöberte in alten Zeitungen und Archiven, um Berichte der Kriegskorrespondenten und Militärärzte zu finden, ich ließ mir Schlachtenepisoden erzählen, und während dieser Studienzeit wuchs meine Abscheu vor dem Kriege bis zur schmerzlichsten Intensität heran." Bertha von Suttner organisiert Kongresse, schreibt Aufrufe und hält Reden. Dafür wird sie bewundert und verspottet. Alfred Nobel, der einst eine Waffe schaffen wollte, die Kriege verunmöglicht, unterstützt die Pazifistin. Nach dessen Tod erhält Bertha von Suttner 1906 als erste Frau den Nobelpreis: "Genutzt hat es wenig. Wie fast alle Friedensnobelpreise - bis heute. Aber: man muss doch etwas tun. Oder? Also: Die Waffen nieder!"
Stand: 21.06.04