Als Johannes von Thurn und Taxis Anfang der 1980er Jahre die Führung des Fürstenhauses übernimmt, gehört er zu den reichsten Männern der Bundesrepublik. Er ist Chef eines Mischkonzerns, besitzt Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und mehr als 25.000 Hektar Wald und Forst. Diesen Reichtum verdankt er einer Erfindung seiner Vorfahren: Vor über 500 Jahren hat die Familie Taxis aus Norditalien eine Idee, wie Briefe schneller zu den Empfängern gelangen. Statt wie bis dahin Nachrichten zwischen weit entfernten Orten von einzelnen Boten überbringen zu lassen, setzen die Taxis nun berittene Kuriere ein, die an Streckenposten - den späteren Poststationen - ausgewechselt werden. Schon bald ist es möglich, Briefe in wenigen Tagen quer durch Europa zu transportieren. Der deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I. will sein weitläufiges Reich zusammenhalten und beauftragt die Taxis, die späteren Thurn und Taxis, ihr Postsystem auszubauen. 1490 wird der erste Postkurs erwähnt, der zwischen Innsbruck in Tirol und Mechelen in Flandern verläuft. Das Familienunternehmen eröffnet zudem Filialen in Neapel, Mailand, Rom, Prag, Brüssel und deutschen Städten.
Banklehre mit 24 Jahren
Im späten 17. Jahrhundert gehören die Thurn und Taxis zu den einflussreichsten Familien Europas. Sie werden in den Reichsfürstenstand erhoben und vertreten den Kaiser auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Seitdem liegt auch der Stammsitz der Familie dort. Erst 1806, mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs, verlieren die Thurn und Taxis ihr Postmonopol. Da sie großzügig entschädigt werden, gelingt es ihnen, ihre Position zu behaupten und durch Verheiratung mit anderen Adelsfamilien noch auszubauen.
In diese Tradition hinein wird am 5. Juni 1926 auf dem Gut Höfling bei Regensburg Johannes Baptista de Jesus Maria Louis Miguel Friedrich Bonifazius Lamoral Prinz von Thurn und Taxis geboren. Sein Vater Karl August von Thurn und Taxis ist ein Gegner des Nationalsozialismus und verbietet seinen Kindern, in die Hitlerjugend einzutreten. 1944 wird er verhaftet und bleibt bis Kriegsende im Landshuter Gestapo-Gefängnis inhaftiert. In dieser Zeit baut Johannes ein enges Verhältnis zu seinem Großvater Albert I. auf, einem Neffen der österreichischen Kaiserin Sisi. Um später das Familienvermögen verwalten zu können, macht Johannes mit 24 Jahren eine Banklehre.
Erbfolge durch späte Heirat gesichert
Als Erbprinz steht Johannes von Thurn und Taxis unter Druck, Nachkommen zu zeugen. Doch er gilt als ewiger Junggeselle, führt ein Jetset-Leben und wird von der Regenbogenpresse am liebsten in Gesellschaft hübscher Jünglinge abgebildet. 1980 heiratet der fast 54-Jährige schließlich doch noch: die 33 Jahre jüngere Gloria, die damals Motorrad fährt, Punkfrisuren trägt und als schrille Party-Braut gilt. Sie stammt aus dem sächsischen Adelshaus Schönburg-Glauchau. Das Ergebnis der Ehe sind zwei Mädchen und ein Junge. Damit ist die Erbfolge gesichert: Das zwölfte Oberhaupt der Dynastie wird Prinz Albert II. heißen. Sein Vater Johannes widmet sich derweil wieder den Geschäften: "Wir bemühen uns, uns weiter weltweit auszudehnen." Sein Traum ist eine eigene Bank in den USA. Dafür entlässt er seine Konzern-Geschäftsführung und stellt Jungmanager ein. Die Folge ist ein Verlust von mehreren hundert Millionen Euro. Deshalb entlässt er im Sommer 1990 die neuen Manager wieder. Zu dieser Zeit ist der Fürst bereits schwer krank. Er hat Alkohol- und Herzprobleme. Am 14. Dezember 1990 stirbt Johannes von Thurn und Taxis nach seiner zweiten Herztransplantation in München.
Stand: 14.12.10