Stichtag

12. April 2010 - Vor 20 Jahren: Luis Trenker stirbt in BozenBergfilme für Hitler und Mussolini

"Die Berg', das warn' ja wie Heiligtümer für uns", erinnert sich Bergsteiger Luis Trenker. "Für uns war das ja wie Nähe am lieben Gott." Schon als Achtjähriger besteigt er mit seinem Vater den knapp 3.200 Meter hohen Langkofel, einer der bekanntesten Kletterberge der Südtiroler Dolomiten. In dieser Gegend wird Alois Franz Trenker am 4. Oktober 1892 in St. Ulrich im Grödnertal geboren. Mit 14 Jahren legt er die Bergführerprüfung ab und begleitet Touristen auf den Gipfel. Nach dem Abitur beginnt er 1912 sein Architekturstudium in Wien. Während des Ersten Weltkriegs ist er Offizier einer Bergführer-Kompanie in den Dolomiten. Danach beendet er sein Studium in Graz. 1923 engagiert Regisseur Arnold Fanck - der erste, der vor Ort in den Bergen dreht - Trenker als Berater. Als einer der Schauspieler bei einer Kletterszene ausfällt, übernimmt Trenker dessen Rolle. Von da an spielt er den gottesfürchtigen, ehrlichen Naturburschen im deutschen Bergfilm.

Brief an Himmler

1927 geht Trenker nach Berlin, um selbst als Regisseur zu arbeiten. Sein Credo: "Das Bergsteigen hat ungeheuer viel gute, erziehende Werte." Die Ehrfurcht vor der Natur, so Trenker, begünstige "die Autoritätsanerkennung". Die Nationalsozialisten sind von Trenkers Werten begeistert. Besonders sein Film "Der Rebell" passt prächtig zu deren Propaganda. Darin wird die Geschichte des Tirolers Andreas Hofer und sein Aufstand gegen die Franzosen zum großdeutschen Freiheitsepos umgebogen. 1933 tritt Trenker der Reichsfachschaft Film als Regisseur, Darsteller und Autor bei. Gleichzeitig dreht er im Auftrag des italienischen Faschistenführers Benito Mussolini. Erst als Trenker 1940 zögert, für eine Umsiedlung der Südtiroler ins Deutsche Reich und gegen den Verbleib in Italien zu stimmen, verliert er die Gunst der Nazis und damit alle Filmaufträge. Trenker tritt in die NSDAP ein und schreibt an Heinrich Himmler: "Sollte ich vielleicht einmal eine Ungeschicklichkeit begangen haben, so bitte ich Sie, Herr Reichsführer, mich in Schutz zu nehmen." Aber Himmler bleibt hart, Trenker dreht in Italien weiter.

Gottesfürchtige Natur-Dokus

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestreitet Trenker, Nazi gewesen zu sein. Er habe "Freiheitsfilme" gegen Hitler gedreht. Aufgrund Trenkers NS-Akten im Berliner Document Center beschreibt Historiker Florian Leimgruber den Regisseur als Opportunisten, der für seine Karriere alles tat. Ab den 1950er Jahren dreht Trenker Ski- und Unterhaltungsfilme und vor allem Natur-Dokumentationen. "Der Trenker hat früh angefangen, sich für den Naturschutz einzusetzen", sagt Bergsteiger-Kollege Reinhold Messner. "Aber mehr von der religiösen Seite und ich vielleicht mehr von einer atheistischen Seite." Das hat ihm Trenker nie verziehen: "Glaubt nicht an 'n Herrgott und das darf einem Bergsteiger nicht fehlen, das mag ich net!" Luis Trenker stirbt am 12. April 1990 mit 97 Jahren in Bozen.

Stand: 12.04.10