Schreiben findet er so langweilig, dass er nebenher noch locker eine Partie mit seinem selbst erfundenen Schach-Computer spielt. Und doch muss Ephraim Kishon schreiben. Sein Antrieb, sagt er, ist die Wut über die "anti-israelische Weltmeinung", gegen die er "ohne zu zögern" kämpft - mit humoristischen Mitteln und sehr erfolgreich: Bislang sind über 50 Bücher erschienen, die in 34 Sprachen übersetzt worden sind. "Drehen Sie sich um, Frau Lot", "Arche Noah, Touristenklasse" oder "Blaumilchkanal" haben weltweit eine Auflage von insgesamt über 40 Millionen Exemplaren erreicht. Dass rund 70 Prozent seiner Satiren in Deutschland verkauft werden, genießt Kishon: "Ich bin ein Überlebender des Holocaust, und es kommt mir manchmal vor wie eine gerechte Rache, dass die Enkelkinder und Urenkelkinder der Nazis Schlange stehen, damit ich ein Buch signiere."Kishon wird am 23. August 1924 als Ferenc (Franz) Hoffmann in Budapest geboren. Der Sohn eines Bankdirektors studiert Kunstgeschichte und Bildhauerei. 1944 wird seine Familie ins Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Er wird nach Polen deportiert, dort gelingt ihm die Flucht zurück nach Ungarn: "Ich war wie ein verfolgtes Tier. Ein ganzes Jahr lang musste ich von einem Versteck ins nächste laufen." Nach dem Krieg schreibt Hoffmann als Satiriker fürs Theater und für verschiedene Zeitungen. 1949 wandert er nach Israel aus und nennt sich Ephraim Kishon: "Gegen den Antisemitismus, diese pathologische Krankheit, gibt es nur ein Medikament, und das ist der jüdische Staat." Übergriffe der israelischen Armee auf Palästinenser hält er für reine Medienpropaganda. Die Gefahr gehe von den Arabern aus: "Die größte anti-semitische, ja fast Nazi-Hetzkampagne ist, dass man sagt, dass Israel gegen die Palästinenser kämpft."
Kishon ist zwar mit Auszeichnungen überhäuft worden, aber er wartet noch immer auf wirklich hohe literarische Ehren: "Es ist kein Zufall, dass noch kein Humorist und kein Satiriker den Nobelpreis bekommen hat." Mittlerweile lebt Kishon fast ausschließlich im schweizerischen Appenzell. Im Frühjahr 2002 stirbt Sara - "die beste Ehefrau von allen", wie er sie in seinen Büchern nennt - nach 44 gemeinsamen Jahren an Krebs. Sie fehlt ihm sehr: "Ich habe niemanden mehr zum Streiten, es sind alle mit mir einverstanden." Ein Jahr später heiratet Kishon die 31 Jahre jüngere Österreicherin Lisa Witasek. Über sein Alter sagt er: "Ich habe bisher nur einen Vorteil gefunden: Ich kann nicht mehr jung sterben."
Stand: 23.08.04