Am 28. Januar 1865 erschüttert ein dumpfer Knall die Bewohner im Nordwesten Mannheims. Türen springen auf, Fensterscheiben klirren. Ein Arbeiter der Brauerei zum Großen Mayerhof wird durch die Explosion getötet. Es gibt mehrere Verletzte.
Dem "Mannheimer Journal" ist die Dampfkesselexplosion nur wenige Zeilen wert. Im Zeitalter der Industriellen Revolution kommt es immer wieder zu Ausbrüchen der nur zum Teil gebändigten Dampfkraft. "Möge kein Kesselbetreiber vergessen, dass er in jedem Dampfkessel einen unheilschwangeren Vulkan in seinem Haus besitzt", heißt es in einem zeitgenössischen Bericht; "möge er stets bedenken, dass er mit dem Dampf einen gewaltigen Dämon in seine Dienste genommen hat, der ihm zwar alle Arbeiten willig verrichtet, solange man ihn bezähmt, der aber unablässig bemüht ist, seine eisernen Fesseln plötzlich zu sprengen und Tod und Verderben um sich zu schleudern".
In Deutschland rüttelt die Mannheimer Explosion den Staat wach. Der zuständige Minister in Baden macht den Dampfkesselbertreibern der Stadt Druck. Anfang 1866 gründen 21 von ihnen eine "Gesellschaft zur Überwachung und Versicherung von Dampfkesseln mit Sitz in Mannheim". Später schließen sich immer mehr Fabrikbesitzer in "Dampfkessel-Überwachungsvereinen" (DÜV) zusammen, um ihre Apparate von Fachleuten in einer regelmäßigen und amtlich beglaubigten Prüfung testen zu lassen. Carl Isambert wird der erste hauptamtliche Prüfingenieur, dem viele weitere folgen.
Inzwischen widmen sich die in mehreren regionalen Gruppierungen organisierten Technischen Überwachungs-Vereine (TÜV) deutschlandweit der Sicherheit: vom Spielzeug bis zum Sparkassenfonds, vom Fernseher bis zum Freizeitpark. Vor allem die Verkehrstauglichkeit von Automobilen wird von ihnen kontrolliert. Die Überwachung ist ein riesiges Geschäft. So bilanzierte Bruno Braun 2009 als Vorstandschef des TÜV-Rheinland, dass der "Umsatz die Milliardengrenze bei weitem durchbrochen" habe.
Stand: 28.01.10