Anfang Januar 1969 sind die Straßen im Fernsehen wie leergefegt. Regen prasselt aufs Kopfsteinpflaster. Ein stillgelegtes Karussell und ein herrenloser Schirm sind zu sehen, ein Mann mit Smoking und Fliege liegt leblos im wasserüberschwemmten Rinnstein. Seinen ersten Fall "Toter Herr im Regen" löst Kommissar Keller alias Erik Ode im ZDF mit Ruhe, Lebensklugheit und leiser Melancholie – und Schauspieler Ode wird über Nacht berühmt. Dabei hat er da schon einige Karrieren als Sänger und Schauspieler hinter sich.
Die deutsche Stimme Cary Grants
Geboren wird Ode am 6. November 1910 als Spross einer Schauspielerfamilie unter dem Namen Fritz Erik Signy Odemar in Berlin. Mit elf Jahren singt er im Chor der Deutschen Oper Berlin in Bizets "Carmen", ein Jahr später mimt er im UFA-Stummfilmepos "I.N.R.I." den jungen Jesus. Mit 18 Jahren feiert Ode in seiner ersten Hauptrolle im Berliner Theater am Schiffbauerdamm Erfolge. Er spielt an der Seite von Marlene Dietrich und Heinrich George, gründet das politische Kabarett "Anti" und singt im Operettenchor. 1931 ist er in "Sein Scheidungsgrund" auf der Leinwand zu sehen – allein bis 1944 spielt er eigenen Angaben zufolge in 76 Spielfilmproduktionen mit.
Ab 1936 ist Ode rund 700 Mal in Paul Linckes Operette "Frau Luna" zu sehen. Ein Engagement in England muss er unterbrechen, als ihm wegen der Ehe mit einer Jüdin kurzzeitig der Auslandspass entzogen wird – er erhält ihn auf Intervention Adolf Hitlers zurück. In Berlin steppt er als deutsche Antwort auf Fred Astaire durchs Varietétheater. Nach dem Zweiten Weltkrieg produziert er für RIAS Berlin politische Hörspiele. In den Synchronstudios von MGM führt er Regie und leiht Bing Crosby, Cary Grant, Gene Kelly und Fred Astaire seine Stimme.
Im Alter Kultfigur
Zwölf Jahre lang konzentriert sich Ode danach auf Regiearbeit am Boulevardtheater, dann erfährt er aus der Zeitung, dass er in einer neuen Serie den Kriminalbeamten spielen soll. "Der Kommissar" macht ihn endgültig deutschlandweit zum Publikumsliebling. Rund 30 Millionen Zuschauer erreicht die ZDF-Serie: eine Einschaltquote von bis zu 70 Prozent. Dies liegt vor allem daran, dass Ode dem Ermittler wortkarg ein unverwechselbares, sympathisches Gepräge gibt.
Der Erfolg der Rolle, der auch sein Privatleben bestimmt, wird Ode letztlich zu viel. Im Januar 1976 läuft die 97. und letzte Folge von "Der Kommissar" über die Bildschirme. Nach einem Schwächeanfall auf der Theaterbühne stirbt Erik Ode 1983 in seinem Haus in Rottach am Tegernsee.
Stand: 06.11.10