Stichtag

30. Juni 2010 - Vor 490 Jahren: Aztekenherrscher Moctezuma stirbt

Das Ende der alten Welt ist da. Kurz vor der Ankunft der Spanier sehen die Priester der Aztekenhauptstadt Tenochtitlán Anzeichen für eine Zeitenwende. Dann kommen 1519 die Truppen des Konquistadoren Hernán Cortés ins Land: von Osten, wie in einer Prophezeiung, und aus einer Richtung, aus der nach der Erfahrung der Azteken noch keine Menschenseele an Land gegangen ist. Moctezuma, den die Spanier später der besseren Aussprache wegen Montezuma nennen, lässt sie gewähren, vielleicht aus Angst.

Im goldenen Käfig

Zu diesem Zeitpunkt ist Moctezuma bereits seit 17 Jahren König. Durch zahlreiche Kriege hat er sein Reich derart vergrößert, dass es sich vom Norden des heutigen Mexiko bis hin zur Halbinsel Yucatán erstreckt. Seine Untertanen verehren ihn als eine Art Halbgott. Überhaupt sieht Moctezuma trotz der Prophezeiungen keinen Anlass, sich den Eindringlingen entgegenzustellen. Immerhin sind es nur rund 450 Mann.So dringen die Truppen des Hernán Cortés ungehindert immer weiter vor. Anfang November 1519 ziehen sie, umsäumt von den rund 200.000 schaulustigen Bewohnern, in Tenochtitlán ein. Bestaunt werden sie nicht zuletzt wegen ihrer Pferde, die zuvor noch kein Aztekenauge gesehen hat. Nur wenige Tage später nimmt Cortés Moctezuma gefangen. Auf die Idee, ihn zu befreien, kommen die Azteken nicht. Auch der König macht keine Anstalten aufzubegehren. Cortés macht Moctezuma zu seinem Luxusgefangenen – und dadurch zu seiner Marionette. Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr schrumpft Moctezumas Ansehen in der Bevölkerung.

Ein verhängnisvoller Steinwurf

Aber Cortés hat keine Legitimation, ins Innere des Landes einzudringen, geschweige denn, Gefangene zu machen. 1520 erreicht eine spanische Strafexpedition Mexiko, um den selbsternannten Eroberer zur Räson zu bringen. Cortés lässt nur wenige Getreue zurück, um den Widersachern entgegenzutreten. In seiner Abwesenheit richten seine Gefolgsleute bei einem religiösen Fest ein Massaker unter dem aztekischen Adel an. Das bringt das Fass zum Überlaufen. Cuauhtémoc, ein Neffe Moctezumas, setzt sich an die Spitze der Rebellion. Als Cortés siegreich zurückkommt, hat das aztekische Heer die wenigen Spanier in den Herrscherpalast zurückgedrängt und will sie aushungern lassen.Da beschließt Cortés, Moctezuma noch einmal zu aktivieren. Er lässt den einstmals stolzen Herrscher vor seine Untertanen treten, um sie zu beschwichtigen. Da wird Moctezuma von einem Stein seiner eigenen Krieger getroffen. Ob er an der Wunde stirbt oder, als nunmehr nutzloser Gefangener, von den Spaniern ermordet wird, ist nicht geklärt. Er stirbt am 30. Juni 1520. Cortés tritt den Rückzug an. 1521 wird er den neuen König Cuauhtémoc stürzen und Kommandant von "Neuspanien" werden.

Stand: 30.06.10