Tippi Hedren hat keinen leichten Stand. Als die Blondine für Alfred Hitchcocks Psychothriller "Die Vögel" (1963) vor der Kamera steht, lässt der Regisseur ihr fünf Tage lang lebende Vögel ins Gesicht werfen. Am Ende ist die Schauspielerin so erschöpft, dass sie am Set in Tränen ausbricht. Ein Arzt will sie eine Woche lang krankschreiben, aber Hitchcock denkt nur an seinen Film. "Da hat der Doktor gefragt: Was tust du hier?", wird sich Hedren später erinnern. "Willst du sie umbringen?" Aber so etwas macht der Regisseur dann doch lieber auf der Leinwand. Hedren muss weiterspielen.
Erzogen mit Prügelstrafe
Geboren wird Alfred Hitchcock 1899 im Londoner Eastend. Sein Vater verdient als Gemüsegroßhändler den Lebensunterhalt der Familie, seine Mutter bestimmt, wofür das Geld ausgegeben wird. Auch als erfolgreicher Regisseur wird der Sohn ihr noch täglich berichten, wie sein Tag verlief. Erzogen wird Hitchcock auf einer Jesuitenschule, bei der die Prügelstrafe dazugehört. Hier reift er zu einem ängstlichen jungen Mann heran, der unter seinem Übergewicht leidet und Probleme hat, mit dem anderen Geschlecht umzugehen. Im Filmgeschäft zeichnet Hitchcock zunächst Zwischentitel für Stummfilme und ist als Dekorateur tätig. Mit 26 Jahren dreht er in München mit der erotisch angehauchten Billigware "Der Garten der Lust" seinen ersten Film.Erst in England findet Hitchcock mit "Der Mieter" (1927), seine Version des Jack-The-Ripper-Stoffs, zu seiner Bestimmung. Er dreht Filme wie "Der Mann, der zuviel wusste" (1934, Remake 1956), "Die 39 Stufen" (1935) oder "Rebecca" (1940). Der große Durchbruch aber kommt erst, als er Ende der dreißiger Jahre nach Hollywood wechselt: Mit Klassikern wie "Der Fremde im Zug" (1951), "Bei Anruf Mord" (1954) oder "Psycho" (1960) erwirbt er sich endgültig den Ruf, der "Meister des Suspense" zu sein.
Genie und Monster?
Seinen vornehmlich blonden Darstellerinnen stellt Hitchcock hinter der Kamera immer wieder nach. "Er wollte mich", betont Tippi Hedren: "Jeder am Set wusste das." Nach Auskunft der Schauspielerin lässt Hitchcock ihre Handschrift analysieren und engagiert Männer, die sie beschatten. "Einige Menschen denken, dass ich ein Monster sei", wird auch Hitchcock später über seinen Ruf sagen. Für Filmfans aber bleibt der Regisseur der Meister des wohligen Schauders und der fein dosierten Spannung. Hitchcock stirbt am 29. April 1980 in Los Angeles.
Stand: 29.04.10