Stichtag

03. Oktober 2010 - Vor 20 Jahren: Die DDR tritt der BRD bei

Die Mehrheit der Deutschen freut sich, als am 3. Oktober 1990 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) der Bundesrepublik Deutschland (BRD) beitritt. Aber nicht alle sprechen von "Beitritt" oder "Wiedervereinigung". Manche - in Ost und West - verwenden dafür die Ausdrücke "Übernahme" und "Anschluss". Der Westen habe die DDR geschluckt und ins kapitalistische System der BRD eingegliedert, sagen die Kritiker. Und das entgegen aller Beteuerungen, die Selbstbestimmung der DDR-Bürger zu respektieren. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hatte im Dezember 1989 in seiner Rede vor der Ruine der Dresdener Frauenkirche zugesagt: "Wir wollen und werden niemanden bevormunden." Manche Deutsche sprechen sich für die Zweistaatlichkeit aus, und manche wollen gar die Mauer erhalten.

"Untergang der DDR"

Der staatlichen Vereinigung ist jedoch ein langwieriger, demokratisch legitimierter Prozess vorausgegangen: Nach der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR im März 1990 bildet sich eine Koalitionsregierung unter der Führung des letzten DDR-Regierungschefs Lothar de Maizière (CDU). Ziel der neuen Regierung ist es, die Vereinigung durch Verhandlungen mit der BRD vorzubreiten. Nach einem monatelangen Streit um den Beitrittstermin legt die DDR-Volkskammer am frühen Morgen des 23. Augusts 1990 das Datum fest. Mit 294 Stimmen beschließen CDU, SPD, DSU und FDP den Beitritt zum 3. Oktober. 62 Abgeordnete von PDS und Bündnis 90/Die Grünen stimmen dagegen. Gregor Gysi (PDS) ist enttäuscht: "Das Parlament hat soeben nicht mehr und nicht weniger als den Untergang der Deutschen Demokratischen Republik (...) beschlossen."Die Regierungen der DDR und der BRD schließen daraufhin Ende August einen "Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands" ab. Der juristische Akt wird im September durch den Zwei-Plus-Vier-Vertrag komplettiert. Die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges - die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich - gestehen dem neuen Deutschland volle innen- und außenpolitische Souveränität zu.

Feuerwerk und Ausschreitungen

In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 wird in ganz Deutschland gefeiert. In Berlin versammeln sich auf der Ehrentribüne vor dem Reichstag Bundespräsident, Kanzler, Minister und auch der Noch-Regierungschef der DDR. Punkt Mitternacht verkündet Richard von Weizsäcker, nun Staatsoberhaupt der vergrößerten BRD: "In freier Selbstbestimmung wollen wird die Einheit und Freiheit vollenden." Eine riesige schwarz-rot-gelbe Fahne wird aufgezogen, Feuerwerkskörper explodieren in der Luft, ein Chor stimmt die Nationalhymne an.Nicht überall geht es jedoch so harmonisch zu. Für Nordrhein-Westfalen dokumentiert die "Westfälische Rundschau" auch vereinzelte Ausschreitungen: In Recklinghausen skandiert beispielsweise eine Gruppe von rund 70 Neonazis ausländerfeindliche Parolen. In Aachen stören Skinheads eine CDU-Feier mit Pflastersteinen. In Iserlohn demonstrieren Angehörige der örtlichen Vertriebenenverbände mit Transparenten ihr Missfallen über die angeblich noch immer ungelöste deutsche Frage: "Breslau, Königsberg, Stettin - deutsche Städte wie Berlin".

Stand: 03.10.10