Stichtag

04. Februar 2010 - Vor 95 Jahren: Deutschland kündigt U-Boot-Krieg an

Als der Erste Weltkrieg ein halbes Jahr lang andauert, verfliegt die allgemeine Kriegsbegeisterung. Die Fronten an Land sind in den Schützengräben erstarrt. Siegen kann nur, wer die Nachschubwege des Feindes abschneidet und selbst an Rohstoffe kommt - wie etwa Eisenerz, Weizen und Wolle. Die Briten sind im Vorteil. Sie haben die Nordsee rechtswidrig blockiert und können sich auf den Weltmeeren frei bewegen. Die deutschen Importe brechen um fast die Hälfte ein. Am 4. Februar 1915 geht das Deutsche Reich in die Offensive und erklärt die Gewässer rund um die britischen Inseln zum Kriegsgebiet. Alles, was dort schwimmt, kann von deutschen U-Booten versenkt werden: Frachter mit Rüstungsgütern, aber auch Luxusdampfer.

Wenn die deutschen U-Boote auf Tauchgang sind, können sie von den patroullierenden britischen Kreuzern nicht geortet werden. Deshalb greifen deutsche U-Boote oft ohne Vorwarnung an und brechen damit Seerecht. Zum Beispiel im Mai 1915. Vor der Südküste Irlands versenkt "U-20" mit seinen Torpedos ohne Vorwarnung die "Lusitania", ein englisches Passagierschiff, das auch Munition transportiert. Beim Untergang sterben fast 1.200 Menschen, unter den Opfern sind 128 US-Amerikaner. Die Empörung in den Staaten ist groß. Nach heftigen Protesten stellt die deutsche Reichsregierung den uneingeschränkten U-Boot-Krieg ein. Deutsche U-Boote kämpfen wieder über Wasser in Übereinstimmung mit dem Seerecht. Die USA wollen dafür weiterhin neutral bleiben - und gute Geschäfte mit allen Kriegsparteien machen. So unterstützt US-Präsident Woodrow Wilson Großbritannien weiterhin mit Krediten und Waren.

Die britische Blockade können die Deutschen nur mit U-Booten unterlaufen - zum Beispiel mit "U-Deutschland", dem ersten Handels-U-Boot der Welt. Im Sommer 1916 läuft es im Hafen der US-Stadt Baltimore ein. Dort gibt es deutsche Marschmusik unter den Flaggen beider Nationen. Insgesamt holt "U-Deutschland" drei Mal kriegswichtige Rohstoffe aus den USA nach Deutschland: Kautschuk, Nickel und Zinn.Im Januar 1917 entscheidet sich der Erste Weltkrieg. Die Lage ist festgefahren: Das Deutsche Reich hat Hunderttausende Soldaten bei Verdun und an der Somme verloren. Die Gegner noch mehr. Doch Briten und Franzosen warten ab. Anders der sogenannte Kronrat, bestehend aus Kaiser Wilhelm II., dem Reichskanzler und wichtigen Militärs: Die deutsche Führung will England aushungern - mit einem neuen uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Die Marine rechnet vor: Binnen drei Monaten wird England am Ende sein, in dieser Frist schaffen es die USA nicht, Truppen zu mobilisieren und einzugreifen. Deshalb versenken erneut deutsche U-Boote amerikanische Frachter. US-Präsident Wilson hat keine Wahl: Die USA erklären Deutschland den Krieg. Doch die deutsche Marine hat sich verrechnet: 1918 folgt im Westen die Kriegsentscheidung durch frische Truppen und neue Waffen aus den USA.

Stand: 04.02.10