Adolf Hitlers großes Vorbild ist Benito Mussolini. Die beiden Diktatoren treffen sich 17 Mal persönlich. Das Verhältnis zwischen ihnen verändert sich in dieser Zeit. Als Hitler noch österreichischer Staatsbürger ist und als kleiner Agitator in München lebt, ist Mussolini bereits "Duce" ("Führer"): Mit dem "Marsch auf Rom" beginnt im Oktober 1922 die Herrschaft der Faschisten in Italien. Als Hitler des Erfolg Mussolinis kopieren will und im November 1923 seinen Marsch auf Berlin im Münchner Bürgerbräu-Keller startet, kommt er jedoch nicht über die Innenstadt nicht hinaus. Er wird inhaftiert und schreibt in der Festung Landsberg an seiner Schrift "Mein Kampf". Wieder entlassen dekoriert Hitler sein Arbeitszimmer mit einer Mussolini-Büste und will sich mit dem Herrscher treffen. Doch noch ist das Interesse nur einseitig: Selbst um ein "Duce"-Autogramm bittet Hitler 1926 vergeblich.
"Achse Rom-Berlin"
Erst nach Hitlers Machtübernahme kommt es zum ersten Treffen: Im Mai 1934 erscheint Hitler in Venedig im Mantel und wirkt neben dem uniformierten Mussolini linkisch und unangemessen gekleidet. Der "Duce" ist wenig beeindruckt. Im Jahr darauf erklärt er in Eigenregie dem Königreich Abessinien, dem heutigen Äthiopien, den Krieg. Wegen des Einsatzes von Giftgas gegen Zivilisten und der Bombardierung von Krankenhäusern droht der Völkerbund mit Sanktionen. Hitler-Deutschland hingegen stellt sich demonstrativ an die Seite Italiens. "Wir werden das niemals vergessen", verspricht Mussolini dem "Führer" und beschwört als Erster die "Achse Rom-Berlin". 1937 kommt der Italiener zum Staatsbesuch nach Deutschland und ist vom pompösen Empfang begeistert. Der "Führer" und er seien jetzt Freunde, mit ihm wolle er "zusammen bis ans Ende marschieren".
Gemeinsame Kriegsführung im Mittelmeer-Raum
Im Zweiten Weltkrieg marschiert der "Duce" nicht gleich mit - erst die schnellen Erfolge des deutschen "Blitzkrieges" reizen auch seinen Eroberungswillen. Doch Mussolinis Überfall auf Griechenland im Oktober 1940 ist ein militärisches Desaster. Auch seine Offensive gegen die Briten in Nordafrika gelingt nicht. Der italienische Diktator braucht dringend Hilfe und wendet sich an Hitler. Am 19. Januar 1941 zitiert der "Führer" den "Duce" auf den Berghof auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden. Ein besonderes Treffen, sagt der Kölner Geschichtsprofessor Wolfgang Schieder: "Es ist das erste der 17 Treffen, bei dem nun Hitler der Meister war." Der "Führer" kritisiert sein altes Vorbild, verspricht ihm aber Hilfe. Die beiden beschließen, ihre bisherige Politik der getrennten Kriegsführung aufzugeben und vor allem im Mittelmeer-Raum zu kooperieren. Doch schnelle Erfolge der deutsch-italienischen Truppen - zum Beispiel in Afrika unter Generalfeldmarschall Erwin Rommel - gehen rasch in Niederlagen über. Wieder und wieder zitiert der "Führer" Mussolini zu sich. "Ich habe es satt, mit einem Pfiff gerufen zu werden", notiert Mussolini. "Fünf Stunden muss ich mir einen nutzlosen Monolog anhören."
1943 landen die Alliierten in Italien, Mussolini wird gestürzt und gefangen genommen. Hitler lässt ihn befreien und setzt ihn als Marionetten-Diktator in Norditalien ein. Ihr letztes Zusammentreffen findet am 20. Juli 1944 in der "Wolfsschanze" statt - kurz zuvor ist Hitler dort dem Stauffenberg-Attentat entgangen. Der "Duce" wird schließlich von Partisanen geschnappt und am 28. April 1945 hingerichtet. Hitler lebt noch zwei Tage länger, bevor er sich im "Führerbunker" in Berlin umbringt. Ob Hitler vom Ende seines Vorbildes noch erfahren hat, ist umstritten.
Stand: 19.01.2011
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