Der 15. Juni des Jahres 1904 ist ein strahlender Frühsommertag in New York, wie geschaffen für einen Ausflug. Die Sonntagsschule in "Little Germany", einem hauptsächlich von deutschen Einwanderern bewohnten Viertel, hat ein Schiff für ihren jährlichen Ausflug gechartert. Die "General Slocum", ein hundert Meter langer Schaufelraddampfer, soll die fröhliche Schar von Kindern, Müttern, Großeltern und einigen Vätern zu einer nahen Insel bringen. Doch kurz nach dem Ablegen bricht in einer Rumpelkammer unter Deck ein Feuer aus.Am nahen Ufer stehen viele riesige Gasbehälter, und deshalb entscheidet sich Kapitän William van Schaick, mit der Slocum eine kleine Insel anzusteuern. Der Wind facht das Feuer weiter an, und die größte Schiffskatastrophe vor dem Untergang der "Titanic" nimmt ihren Lauf: Die Crew der "General Slocum" ist mit der Situation hoffnungslos überfordert, und das Schiff selbst erweist sich als marode. Die Wasserschläuche sind verrottet, die Rettungsboote lassen sich nicht flott machen, die Schwimmwesten aus Kork sind alt und porös. Zu Hunderten springen die verzweifelten Menschen von der brennenden Slocum, für viele ist es ein Sprung in den Tod.
Als die Slocum die rettende Insel erreicht, ist es für die meisten Passagiere zu spät. Mehr als tausend Menschen bezahlen den Schiffsausflug mit ihrem Leben, einige hundert können sich retten. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. schickt Beileidstelegramme in die USA, der amerikanische Präsident Roosevelt setzt eine Untersuchungskommission ein. Van Schaick, der Kapitän der Slocum, wird wegen fahrlässigen Totschlags zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die Schifffahrtsgesellschaft, der das marode Schiff gehörte, wird nicht zur Rechenschaft gezogen.
Stand: 15.06.04