Elisabeth Volkmann

Stichtag

16. März 1936 - Elisabeth Volkmann wird geboren

Dick geschminkt, Lockenwickler im Haar, in engen Miedern ständig auf der Suche nach neuen Liebhabern - als Mutter Jolanthe hat Elisabeth Volkmann in der ARD-Fernsehshow "Klimbim" 1973 ihren Durchbruch. Sie gehört zum ständigen Ensemble der neuartigen Unterhaltungssendung - zusammen mit Ingrid Steeger als schrecklicher Tochter Gaby und Wichart von Roëll als militantem Opa. Jede Woche laufen 45 Minuten über den Bildschirm - vollgestopft mit Sketchen, Kurzfilmen und prominenten Gästen. Die vom WDR produzierte Sendung soll schockieren. Immer wieder werden nackte Brüste und anzügliche Sprüche präsentiert. "Wer's dir heute nicht kann besorgen, in den verlieb dich auch nicht morgen", kalauert Volkmann als Jolanthe. Für das Laute und Wirbelige ihrer Rolle braucht sie kein Vorbild. Da spielt Volkmann sich selbst. "Sie war immer etwas aufgeregt, immer ein paar Volt zu viel", erinnert sich ihr Kollege von Roëll.

Skandal-Image dank Erotikfilmen

Den passenden Tonfall für Jolanthe hat sich Volkmann bei ihrer eigenen Mutter abgeguckt: "Meine Mutter hatte immer so eine Art zu reden: Ach Elsbeth, jetzt pass auf. Nein, Wasser hat keine Balken, nein. Ach, was sollen die Männer denken." Volkmann, die am 16. März 1936 in Essen geboren wurde, ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ihr Vater stirbt, als sie zehn Jahre alt ist. Die Mutter bleibt mit drei Kindern allein. Sie geht putzen und kellnern. Die kleine Elsbeth, wie sie von ihrer Mutter genannt wird, organisiert den Haushalt: Sie putzt, kocht, geht einkaufen und bringt Geld nach Hause. Als Komparsin singt sie am Theater und bekommt drei Mark pro Auftritt. Elsbeth will Opernsängerin werden: "Meine Mutter immer: du und Sängerin - dafür hasse ja gar keine Busen!"

Dennoch spielt und singt Volkmann weiter und bekommt ein Stipendium an der angesehenen Folkwang-Schule in Essen. Mit 18 Jahren geht sie nach München und spielt Theater. Bekannt wird sie einem größeren Publikum erst Anfang der 1970er Jahre. Sie wirkt in rund 20 Erotikfilmen, wie dem "Hausfrauen-Report", mit. Ihr Skandal-Image ist bei "Klimbim" durchaus willkommen, und es passt zur Rolle der Mutter Jolanthe: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben - und einen Kerl nicht vor dem Morgen."

Die deutsche Stimme von Marge Simpson

1979 läuft die letzte "Klimbim"-Staffel. Es folgen zahlreiche Rollen in Kino- und Fernsehfilmen, dazu Dutzende Auftritte an deutschen Schauspielhäusern. Meistens spielt Volkmann dabei die leicht bekleidete, etwas schräge Rothaarige. 1991 wird sie noch einmal zum Star: Ihre Synchron-Stimme der Comicfigur Marge Simpson macht sie beim jungen Publikum beliebt. Im Sommer 2004 kehrt "Klimbim" zurück - nicht ins Fernsehen, sondern auf die Bühne. Das Theaterstück "Die Klimbim-Familie lebt" tourt erfolgreich durch die Bundesrepublik.

Auf der Bühne ist Volkmann nicht anzumerken, dass ihr Ehemann Eberhard Radisch bereits vor Probenbeginn gestorben ist. Die Trauernde ist Elsbeth, die Privatperson; die Lustige ist Elisabeth, die Schauspielerin. Da unterscheidet Volkmann strikt, sagt Kollege von Roëll: "Sie hat sich voll in die Arbeit gestürzt - und sich damit keinen Gefallen getan." Zwei Jahre später, am Abend des 27. Juli 2006, findet die Polizei Volkmann tot in ihrer Münchner Wohnung - Herzversagen.

Stand: 16.03.2011

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