Robert Liebling ist ein Anwalt des kleinen Mannes. Vor den Gerichtsverhandlungen und Terminen gibt der Advokat, der gerne seine Freundin wechselt, stets auffällig gemusterte Krawatten trägt und im Büro mit den Füßen auf dem Schreibtisch schläft, gern persönliche Tipps an seine oft einfach gestrickten Klienten weiter, die das Rechtssystem entlarven.
"Der Richter macht gern Witze", lautet ein solcher Tipp. "Sie müssen jedes Mal lachen. Und zwar schön laut. Das ist eigentlich das Einzige, was Sie sich merken müssen."
Gemisch aus Herz und Schnoddrigkeit
Am 17. Februar 1986 wird "Liebling Kreuzberg" mit der Folge "Der neue Mann" erstmals in der ARD ausgestrahlt. Erfunden hat die Serie der Schriftsteller Jurek Becker, der zuvor mit Romanen wie "Jakob der Lügner" (1969), "Irreführung der Behörden" (1973), "Der Boxer" (1976) oder "Aller Welt Freund" (1982) bekannt geworden ist. Bis auf die vierte Staffel von 1993, bei der der ebenfalls als Schriftsteller bekannte Ulrich Plenzdorf die Skripte schreibt, fungiert er auch als Drehbuchautor.
Die Rolle des schlagfertigen Anwalts mit Herz und Berliner Schnauze schreibt Becker seinem Freund Manfred Krug auf den Leib. Und er schreibt sich immer wieder einmal selbst in seine beliebte Fernsehserie hinein: in Gestalt von Herbert Monk, dem Ex-Mann von Robert Lieblings Geliebter.
Glaubwürdigkeit mit Lokalkolorit
Konzipiert ist "Liebling Kreuzberg" als Unterhaltungsserie mit komödiantischer Leichtigkeit. Und sie versucht, über den raubeinigen Charme, den schnoddrigen Witz und die gemütliche Lässigkeit ihrer stets Wackelpudding löffelnden Hauptfigur auch gesellschaftlich brisante Themen wie Scheidung, Kleinkriminalität oder Ausländerpolitik zu transportieren.
Glaubwürdig sollen die Fälle sein. Aber wenn es darum geht, das Milieu abzubilden, lässt Becker seinen Helden oder dessen eher korrekten, in den Staffeln wechselnden Sozius entgegen der üblichen anwaltlichen Praxis zu ihren Klienten in Berlins Problembezirke fahren.
Mit dem Tod Beckers im März 1997 stirbt auch "Liebling Kreuzberg". Mit der fünften Staffel läuft die Serie nach 58 Folgen 1998 aus. Da hat sie schon mehrere Adolf-Grimme-Preise in Gold (1987) und Silber (1988 sowie 1995) eingeheimst.
Stand: 17.02.2011
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