Die Katastrophe kündigt sich langsam an: Im Südosten der philippinischen Insel Luzon stößt der Vulkan Pinatubo am 2. April 1991 unerwartet eine Serie von Dampf- und Aschewolken aus. Mehr als 600 Jahre lang war er inaktiv und galt als erloschen.
Der 1.475 Meter hohe Pinatubo liegt rund 100 Kilometer nordöstlich von Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Er ist offenbar durch ein starkes Erdbeben im Jahr zuvor erwacht. Der Osten des Pazifiks gilt tektonisch als eine der unruhigsten Gegenden der Welt. Immer wieder bewegen sich die Kontinentalplatten gegeneinander und verursachen Naturkatastrophen. Nun kündigen mehr als hundert kleinere Beben am Tag den Ausbruch des Vulkans an. Noch im April werden Dörfer in der unmittelbaren Gefahrenzone evakuiert.
Dörfer und US-Basis geräumt
Die Zahl und die Stärke der Eruptionen steigern sich derart, dass am 7. Juni 1991 die höchste Gefährdungsstufe ausgerufen wird. Drei Tage später wird der rund 20 Kilometer entfernte US-Luftwaffenstützpunkt "Clark Air Field" fast ganz geräumt. 14.500 Soldaten werden abgezogen, die restlichen 1.500 bleiben zunächst zurück, um die Basis zu sichern. Wenig später aber geben die Amerikaner die größte Basis der US-Army außerhalb der USA völlig auf. Sie kehren auch später nicht zurück, weil der philippinische Senat das auslaufende Abkommen über die Nutzung des Stützpunktes nicht verlängert - nach fast 100 Jahren US-Militärpräsenz auf den Philippinen.
Am 12. Juni 1991 setzen schwere Ausbrüche des Pinatubo ein. Über dem Krater bildet sich eine 20 Kilometer hohe Aschewolke. Heißer Ascheregen geht in den Provinzen Zambales und Luzon nieder. Starke Regenfälle spülen zusätzlich Ströme aus Vulkanasche, Geröll und Schlamm in die Täler. Zahlreiche Ortschaften werden bedeckt. Am 15. Juni 1991 erreichen die Eruptionen ihren Höhepunkt. Die Rauchwolke ragt nun rund 35 Kilometer in den Himmel und verdunkelt auch Manila. Rund 15 Kubikkilometer Schlacke schneien in den nächsten Stunden und Tagen auf die Region hinab. Die starke Tätigkeit hält - mit Abschwächungsphasen - bis Mitte August 1991 an. Ganz zur Ruhe kommt der Pinatubo erst 1993.
Rund 1.000 Tote trotz Evakuierung
Trotz umfangreicher Evakuierungsmaßnahmen sterben insgesamt etwa 1.000 Menschen, rund 50.000 verlieren für immer ihr Zuhause. Die Katastrophe hat auch weltweite Auswirkungen: Durch die in die Atmosphäre geschleuderten Partikel sinkt vorübergehend die weltweite Durchschnittstemperatur nach Schätzungen von Klimaforschern um rund ein Grad Celsius. Der Ausbruch des Pinatubo gehört zu den schwersten vulkanischen Eruptionen des 20. Jahrhunderts.
Es ist innerhalb kurzer Zeit der zweite Vulkanausbruch im ostpazifischen Raum: Am 3. Juni 1991 ist in Japan auch der Vulkan Unzen aktiv geworden.
Stand: 02.04.2011
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