Die Warnzeichen sind schon zu sehen, doch kaum einer schaut hin: Der Außenhandel sinkt langsam ab, die Landwirtschaft kämpft ständig mit ihrer Überproduktion, Bergbau und Textilindustrie schwächeln. Doch Ende der 1920er Jahre glauben viele Amerikaner an einen wirtschaftlichen Aufschwung ohne Ende. Die Unternehmensgewinne wachsen kontinuierlich, und mit ihnen erklimmen die Börsenkurse immer neue Höhen. Selbst einfache Arbeiter sind vom Börsenfieber erfasst und stecken ihre ganzen Ersparnisse in Aktien. Herbert C. Hoover, der Ende 1928 zum Präsidenten der USA gewählt wird, sieht schon den Tag kommen, "an dem die Armut endgültig aus unserem Volk verbannt sein wird".Doch das Volk erlebt stattdessen den "schwarzen Donnerstag", einen Börsencrash ohne Beispiel. Nach einigen schlechten Börsentagen kippt die Stimmung an der New Yorker Wall Street am 24. Oktober 1929 in pure Panik um. Bei ständig sinkenden Kursen wollen alle nur noch verkaufen, es gibt Tumulte und Prügeleien auf dem Börsenparkett, die Polizei muss die Menschenmassen in Zaum halten. Spekulanten gehen pleite, ruinierte Makler begehen Selbstmord. Finanziell besonders hart getroffen sind diejenigen, die ihren Traum vom schnellen Geld hauptsächlich mit Krediten finanziert haben - mit bis zu 90 Prozent des Kurswertes konnten Aktien beliehen werden.
Wegen der Zeitverschiebung wird der "schwarze Donnerstag" in Europa zum "schwarzen Freitag". Auch an den Folgetagen scheint die Abwärtsspirale ohne Ende. Innerhalb von drei Wochen verlieren die Aktien in den USA rund 30 Prozent ihres Wertes, abertausende Firmen gehen Bankrott. Die Börsenkrise wird zur bis dahin tiefsten und längsten Weltwirtschaftskrise, mit Firmenpleiten, Arbeitslosigkeit, Armut und politischem Chaos. In Deutschland bereitet sie den Nationalsozialisten den Weg.
"Schönes Wetter kann nicht ewig andauern" - diese Warnung des Bostoner Ökonomen Roger Babson schlagen vor dem Börsencrash von 1929 viele Amerikaner in den Wind. Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts infiziert das Spekulationsfieber zahlreiche Deutsche, die eine schnelle Mark am "Neuen Markt" zu machen hoffen. Für die meisten bleibt es bei der Hoffnung, denn auch diese Blase platzt - wenn auch nicht mit einem solchen Knall wie am "schwarzen Donnerstag".
Stand: 24.10.04