Reich sind sie immer, schön nur manchmal, prominent nicht unbedingt - aber auf jeden Fall mächtig: Die so genannten oberen Zehntausend. Geprägt wird der Begriff am 11. November 1844. In einem Leitartikel des New Yorker "Evening Mirror" erörtert Nathaniel Parker Willis ausführlich, ob die Stadt ihrer Oberschicht für deren Spazierfahrten mit der Kutsche nicht einen speziellen Promendadenweg einrichten sollte. Der Journalist stellt erstmals jene Frage, die uns "untere Milliarden" bis heute bewegt: Was haben die, was wir nicht haben?
Die Freiheit der Freizeit, das Privileg zum Müßiggang, Spazierfahrten mit der Kutsche: Im alten Europa sind solche Promenadentouren lange dem Adel vorbehalten - dem Erbadel, in den man hineingeboren wird. Dazu gehören die Fürstenhäuser, die in Frankreich als "Crème de la Crème" der Gesellschaft bezeichnet werden. Im Unterschied dazu gibt es in den USA den Geldadel, in den man sich hineinarbeiten kann. Dort besteht die gesellschaftliche Elite einfach aus den Reichsten, unabhängig vom gesellschaftlichen Stand. Jeder kann es dort vom Tellerwäscher zum Multi-Millionär bringen - verspricht zumindest der amerikanische Traum, der für die überwiegende Mehrheit ein Märchen bleibt.
"Die oberen Zehntausend" ist auch der deutsche Titel des Hollywood-Musicals "High Society" aus dem Jahr 1956. Er erzählt eine Dreiecksgeschichte mit den Hauptdastellern Bing Crosby, Grace Kelly und Frank Sinatra. In der Kinokomödie sind die oberen Zehntausend nur eine komische Kaste bemitleidenswerter Sonderlinge. "Bitte schicken Sie mir vier Pagen mit einem großen Aschenbecher", witzelt Sinatra. Die eigentliche Pointe des Films aber ist, dass die Starschauspieler, die sich über die verschrobene alte "High Society" lustig machen, zu den Vertretern der neuen "High Society" gehören. Sie geben Stil und Mode vor, sorgen für Schlagzeilen und Skandale, und werden neidisch angehimmelt.
Stand: 11.11.04