"Entwickelt mir ein kleines, sparsames und preiswertes Auto, das zwei Bauern in Stiefeln und 50 Kilogramm Kartoffeln oder ein Fässchen transportieren kann", sagt Citroën-Chef Pierre Boulanger Mitte der 1930er Jahre zu seinen Konstrukteuren. Der Generaldirektor des französischen Autoherstellers hat die Landbevölkerung als Zielgruppe im Blick. Daraufhin werden ab 1936 Prototypen getestet. Drei Jahre später sind die von Boulanger geforderten "vier Räder unter einem Regenschirm" fertig: "Citroën 2CV" wird das später als "Ente" bekannt gewordene Modell getauft. Die Abkürzung "2CV" bedeutet "Deux Chevaux Vapeur " (wörtlich: "Zwei Dampf-Pferde") und steht für die entsprechende Steuerklasse in Frankreich.
1939 soll das Modell beim Pariser Autosalon präsentiert werden. Doch dieser wird abgesagt, als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschiert und den Zweiten Weltkrieg auslöst. "Auf Befehl von Citroën-Chef Pierre Boulanger wurden die fabrikneuen Autos eingestampft", sagt Jacques Wolgensinger, Autor zahlreicher Bücher über die "Ente". "Boulanger wollte nicht, dass der deutsche Besatzer sich das Modell unter den Nagel reißt." Nach Kriegsende ist es dann soweit: Am 7. Oktober 1948 wird der "2CV" der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Presse bezeichnet den Wagen zwar als "Konservendose" und "Badewanne", doch er wird ein Verkaufserfolg. Das französische Pendant zum " VW Käfer" ist erschwinglich und robust. Der luftgekühlte Zweizylinder-Boxermotor ist neun PS stark, erreicht bis zu 70 Stundenkilometer und verbraucht nur fünf Liter Benzin. Dank Vorderrad-Antrieb und geschmeidiger Federung können auch holprige Feldwege befahren und Steigungen gemeistert werden. Schon bald bestehen für das Sparmobil mit der Krückstock-Schaltung am Armaturenbrett jahrelange Lieferfristen.
In den 1960er Jahren erlebt die "Ente" einen zweiten Boom. Sie wird auch in der Bundesrepublik zum Modeauto. Da viele Studenten den Wagen kaufen, wird er nun spöttisch als "Hippie-Schleuder" betitelt. Über die Jahre hinweg wird das Modell nur wenig verändert: Die Farben wechseln, die Motorleistung wird angehoben und ein gepolstertes Lenkrad eingebaut. 1981 kommt das Sondermodell "Charleston " auf den Markt. Mit ihrer schwarz-weinroten Lackierung im Stil der Zwanziger Jahre, den runden Scheinwerfern und den verchromten Radkappen erlangt die "Charleston-Ente" rasch Kultstatus. Im Februar 1989 wird die Produktion des "Deux Chevaux " in Frankreich beendet. Im Jahr darauf ist dann endgültig Schluss: Am 27. Juli 1990 fährt um 16 Uhr das letzte Exemplar in Portugal vom Band. Insgesamt sind weltweit über fünf Millionen "2CV" produziert worden. 2007 haben die Franzosen die "Ente" zum Auto des Jahrhunderts gekürt.
Stand: 07.10.08