Zehn Jahre lang ist er die Nummer zwei in Partei und Staat, bevor er den Gipfel der Macht erklimmt: Am 16. Juli 1979 wird Saddam Hussein mit 42 Jahren Präsident des Irak. Jetzt diktiert er als Präsident, Regierungschef, Generalsekretär der herrschenden Baath-Partei und Oberfehlshaber der Streitkräfte die Politik und das Leben im Zweistromland. Als erstes "säubert" er die Partei von tatsächlichen und vermeintlichen Putschisten. Nach und nach besetzt er die zentralen Stellen in Staat und Partei mit Angehörigen seines Clans und installiert einen fast perfekten Überwachungsstaat. In seiner Diktatur sind Willkür, Folter und Mord an der Tagesordnung. Er befiehlt Massaker an Schiiten und an Kurden, gegen die er sogar Giftgas einsetzen lässt."Wir sind die Nachkommen des Schwerts und der Feder, im Namen Allahs haben wir niemand zu fürchten", findet Hussein. Dutzende prachtvolle Paläste verdeutlichen seinen Machtanspruch, auf Paraden lässt er sich feiern, mit unzähligen Standbildern verherrlichen. Der Bauernsohn aus dem nordirakischen Tikrit versteht sich als Nachfolger des babylonischen König Nebukadnezars, der den legendären Turm zu Babel bauen ließ.Der StandhafteMit Hilfe der Einnahmen aus den reichlich sprudelnden Ölquellen, die seit 1972 verstaatlicht sind, rüstet Hussein den Irak auf. Zugleich sorgt er aber auch für ein Bildungs- und Gesundheitswesen, das vorbildlich ist für die arabische Welt. Von der wird Hussein anfangs als Held gefeiert, und der Westen unterstützt den Despoten in seinem Kampf gegen den Iran des Ajatollah Khomeini. Doch der irakisch-iranische Krieg, den Hussein 1980 anzettelt, endet nach acht Jahren ohne Sieger. Mit dem Einmarsch nach Kuwait 1990 isoliert sich Hussein in der arabischen Welt und schafft sich mit den USA einen mächtigen Feind. Als der Irak ein Ultimatum zum Abzug aus Kuwait verstreichen lässt, vertreiben ihn die Amerikaner mit Gewalt aus dem ölreichen Golfstaat. Die von ihm als "Mutter aller Schlachten" bezeichnete Auseinandersetzung verliert Hussein. Dennoch überleben Saddam, übersetzt "der Standhafte", und sein Regime den Krieg. Auch der folgende Aufstand von Schiiten im Süden und Kurden im Norden des Landes entmachten Hussein nicht.
Husseins Regime fällt erst 2003, nachdem erneut die überlegene Streitmacht der USA, unterstützt vor allem von britischen Verbänden, den Irak unter Beschuss nimmt. Als Grund geben die Kriegsherren in Washington und London an, das irakische Regime produziere Massenvernichtungswaffen. Die sind bis heute nicht gefunden worden. Das Unrechtsregime von Saddam Hussein aber ist gestürzt. Der Diktator selbst ist im Dezember 2003 in einem Erdloch aufgespürt worden und wartet auf seinem Prozess.
Stand: 16.07.04