Er sähe aus "wie ein kleiner Priester aus Marzipan", sagt eine Journalistin nach ihrer Begegnung mit Christian Dior. Tatsächlich wirkt der schüchterne und dickliche Dior überhaupt nicht wie ein Modezar. Eher schon könnte er als der Diplomat durchgehen, den seine Eltern aus ihm machen wollten. Der Sohn eines Unternehmerehepaars aus Granville in der Normandie wird am 21. Januar 1905 geboren. Die Familie schickt ihm zum Studium nach Paris. Aber Christian fällt durch das Politik-Examen.
Dior versucht sich als Kunsthändler und Journalist – für den Modeteil des "Figaro". 1937 beginnt er mit Modezeichnungen. In den Kriegsjahren zieht er sich nach Südfrankreich zurück und lebt von einer Obstplantage. Als er 1946 sein eigenes Modehaus gründet, ist Dior schon 42 Jahre alt.
Im Jahr darauf feiert er mit seiner Kollektion einen Welttriumph: Dior zeigt knappe zwei Jahre nach Kriegsende wieder verschwenderische Frauenkleider, stoffreich und feminin. "Ich zeichnete Frauen wie Blumen – mit weichen Schultern, schmaler Taille und Röcken wie Blütenkelchen", sagt Dior. Der "New Look" ist geboren. Diors Models sehen nicht mehr emanzipiert aus wie die der Coco Chanel und nicht mehr uniformiert wie in den Kriegsjahren, sondern verkörpern die romantische Märchenfee. Dior nimmt damit das Wirtschaftswunder vorweg und verwirklicht sein eigenes: Schon 1947 nähen 1.000 Schneiderinnen für ihn – und für Kundinnen wie Marlene Dietrich, Liz Taylor, Grace Kelly, Gina Lollobrigida, Brigitte Bardot und sogar Soraya aus Persien. Zehn Jahre lang beherrscht Dior die Haute Couture. 1957 stirbt er im Alter von nur 52 Jahren im italienischen Kurort Montecatini an einem Herzinfarkt.
Stand: 21.01.2005