Wer heute wissen will, welche Wissenschaftler wo an welchen Forschungsprojekten arbeiten und was das alles kostet, der wird im Bundesforschungsbericht fündig. Vor 40 Jahren sah das anders aus: Nicht weniger als 19 Bundesministerien und elf Landes-Kulturminister werkelten unkoordiniert vor sich hin, ohne Rechenschaft über die geleistete Forschungsarbeit abzugeben. Grund genug für Bundeskanzler Ludwig Erhard, 1963 einen Bericht über Stand und Umfang der bundesrepublikanischen Forschung in Auftrag zu geben.
Diese Sisyphosarbeit hatte der Bundesminister für wissenschaftliche Forschung, Hans Lenz ( FDP), zu bewältigen. Nach zwei Jahren, am 28. Januar 1965, konnte er dem Hohen Haus in Bonn den "Bundesbericht Forschung I" vorlegen. Ein Zahlenkonvolut von 200 Seiten, das vorrangig die finanzielle Seite der künftigen Forschungsförderung abhandelte. Da die Bundesrepublik Mitte der 60er Jahre gegenüber den anderen Industrie-Nationen den Anschluss zu verlieren drohte, forderte Lenz eine schrittweise, aber drastische Erhöhung der Ausgaben. 1963 hatten alle an Forschung beteiligten Institutionen insgesamt 6,8 Milliarden D-Mark ausgegeben; für 1970 rechnete Lenz mit einem Bedarf in mindestens doppelter Höhe. Besonders der Ausbau von Hochschulen war vonnöten, da mit steigenden Studentenzahlen zu rechnen war.
Auf die bestehende Zersplitterung im Bildungs- und Forschungswesen und die denkbar schwache Position des Bundesministers, ging Lenz in seinem Bericht nicht ein. Allerdings bleute er allen Kritikern ein, Forschungsförderung endlich als große nationale Aufgabe zu verstehen - eine Forderung, die auch heute, angesichts drastischer Einsparungen bei Bildung und Wissenschaft, nicht an Aktualität verloren hat.
Stand: 28.01.05