Stichtag

04. August 2007 - Vor 130 Jahren: Otto-Viertakt-Motor wird patentiert

Wie wird aus dem Außendienstmitarbeiter eines Kolonialwarenhändlers ein Technikgenie? Wie gerät jemand, der mit Kaffee und Gewürzen, Gewichten und Preisen zu tun hat, in die Welt der Kolben, Zylinder und Öle? Die Biografen von Nicolaus August Otto wissen darauf keine rechte Antwort. Fest steht nur, dass Otto 1860 während einer Reise im Auftrag des Kölner Kaufmanns Carl Mertens auf die französischen Erfindung eines Gasmotors aufmerksam wird. "Die etwas störrischen Pferde und die langsame Geschwindigkeit der Pferdekutschen brachten ihn auf die Idee, sich gegebenenfalls mit anderen Dingen zu befassen", meint Dietmar Voß, Unternehmenshistoriker der Deutz AG in Köln. So oder so erfindet Otto in der Folge einen Motor, der die Mobilität der Menschheit nach seinem Tod auf ganz neue Füße - beziehungsweise Räder - stellt.


Otto wird im Juni 1832 als jüngstes von sechs Kindern im Taunusstädtchen Holzhausen an der Haide geboren. Nach der legendären Begegnung mit dem Gasmotor von Étienne Lenoir wendet er sich der Entwicklung eines eigenen Antriebs zu. Um den Motor unabhängig von Gasleitungen zu machen, setzt er dabei auf flüssigen Kraftstoff. Gemeinsam mit dem wohlhabenden Ingenieur Eugen Langen gründet er 1864 die N.A. Otto & Cie, Vorläufer der späteren Deutz  AG. Die "Atmosphärische Gaskraftmaschine" ihres Unternehmens erhält drei Jahre später auf der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille.
Revolutionär allerdings ist erst Ottos später entwickeltes Viertaktprinzip, bei dem ein Kolben den Kraftstoff zunächst ansaugt und verdichtet, bevor er im Motor verbrannt wird und die Schadstoffe in einem vierten Schritt ausgestoßen werden: Am 4. August 1877 lässt sich Otto dieses Verfahren patentieren. Der Otto-Motor ist so klein, dass er die Nutzung von Maschinen erstmals auch für mittelständische Betriebe möglich macht. Das erste Exemplar eines Viertakt-Verbrennungsmotors geht an eine Kölner Brauerei. Als die Firma expandiert, wird Gottlieb Daimler technischer Direktor, Wilhelm Maybach Chef der Motorenkonstruktion.

An seinem Produkt hat Otto nicht viel Freude. Schon kurz nach der Patentierung versucht ihm die Konkurrenz in 52 Prozessen die Urheberschaft streitig zu machen. Das bremst zwar nicht den Erfolg der Deutz AG, lähmt aber Otto selbst. Er reibt sich in Gerichtsprozessen auf. Mit nur 58 Jahren stirbt Nicolaus August Otto 1891 in Köln. Ein Auto hat er nie gesehen.

Stand: 04.08.07