Zu allen Zeiten hat das Kauwerkzeug dem Menschen horrende Qualen bereitet. Doch noch größer als der Zahnschmerz selbst ist quer durch alle Jahrhunderte die Angst vor dem Zahnarzt - was angesichts höchst mangelhafter oder völlig fehlender Ausbildung der Behandler lange Zeit auch nicht verwundert. Zahnbrecher oder Zahnreißer stehen gesellschaftlich auf einer Stufe mit "Seiltänzern, Gauklern, Luftspringern und dergleichen herumziehendem Gesindel", so die Königlich privilegierte Berlinische Zeitung von 1771. Auf Jahrmärkten verrichten sie als Hauptattraktion zur allgemeinen Erheiterung der Massen ihr blutiges Handwerk, wobei die Schreie ihrer gemarterten Patienten mit Pauken und Trompeten übertönt werden.
Mitte des 19. Jahrhunderts stehen unzähligen Quacksalbern im gesamten Gebiet des Deutschen Bundes gerade einmal 250 qualifizierte Zahnärzte gegenüber. Da diese noch keine medizinisch-akademische Ausbildung absolvieren, sondern nur an der philosophischen Fakultät studieren und somit keinen Doktortitel führen dürfen, hält sich ihre Reputation als Ärzte in der Bevölkerung in engen Grenzen. Um sich deutlich von den brachialen Zahnreißern und billigen Jahrmarktsgauklern abgrenzen zu können, beschließen die Zahnärzte sich zu organisieren. Am 3. August 1859 gründen 21 der 250 deutschen Fachmediziner in Berlin den "Centralen Verein deutscher Zahnärzte" (CVdZ). Diese Vereinigung veranstaltet fortan wissenschaftliche Tagungen und setzt sich vehement für eine Verbesserung der zahnärztlichen Ausbildung ein.
Gut 20 Jahre nach Gründung des Centralen Vereins deutscher Zahnärzte kommen auf einen Zahnarzt immer noch drei Laienbehandler. Die nennen sich inzwischen Dentisten und setzen zum Ärger des CVdZ eine eigene, verkürzte Ausbildung für sich durch. Im Jahr 1909 dann gelingt es dem CVdZ, das Abitur als Voraussetzung für die Zahnarztausbildung durchzusetzen. Doch erst zehn Jahre später wird den Zahnärzten gestattet, in einem eigenen Studiengang zu promovieren, also den Doktortitel zu erwerben. 1923 habilitiert dann der erste Zahnmediziner zum Professor.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten werden die Zahnärzte 1933 einem Reichszahnärzteführer unterstellt - und dem CVdZ ein neuer Name verpasst: Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Zwölf Jahre später kommt mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs das von den Alliierten verfügte, vorübergehende Aus für die Standesorganisation. Doch seit der Neugründung der Gesellschaft im Jahr 1949 firmiert die DGZMK bis heute unter dem im Dritten Reich eingeführten Namen.
Stand: 03.08.09