Stichtag

9. Oktober 1846 - Julius Maggi wird geboren

In Glarus versammelt sich 1882 die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) - ein Kreis von Wissenschaftlern, Unternehmern und hohen Beamten. Diskutiert wird über die schlechte Ernährung der Arbeiter. In der aufkommenden Industrialisierung arbeiten auch immer mehr Frauen in der Fabrik. Für Hausarbeit und Kochen bleibt kaum noch Zeit. Die Folge sind Krankheiten und Unterernährung.

SGG-Mitglied Julius Maggi, ein erfolgreicher Getreidemüller, hat eine Idee. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Arzt Fridolin Schuler, experimentiert er in seiner Labor-Küche mit Mehl und sogenannten Leguminosen - Pflanzen, die besonders reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiß sind. Das Ergebnis: Ab 1886 verkauft Maggi Suppenpulver aus Mehl von Erbsen, Bohnen und Linsen. Mit Wasser aufgekocht entstehen daraus nahrhafte, preiswerte und schnell zubereitete Mahlzeiten. Die Erfindung ist eine Sensation, die Maggi zum Pionier der Fast-Food-Industrie macht.

Flüssigwürze und Brühwürfel

Geboren wird Maggi am 9. Oktober 1846 in Frauenfeld im Kanton Thurgau in der Mühle seines Vaters. Der war Jahre zuvor als politischer Flüchtling aus der italienischen Stadt Monza in die Schweiz gekommen. Julius ist das fünfte von sechs Kindern. Während seiner Ausbildung zum Kaufmann lernt Maggi auch das Müller-Handwerk. Schon mit 23 Jahren hat er seine eigene Mühle in Kemptthal bei Zürich. 13 Jahre später besitzt er drei Mahlfabriken und gehört zu den reichsten Müllern der Schweiz. 1887 kommt die von Maggi entwickelte braune Würzflüssigkeit auf den Markt. Das Rezept dafür hält er geheim.

Noch im selben Jahr expandiert Maggi. Er errichtet Fabrikniederlassungen in Deutschland und Österreich. 1900 bringt der geschäftstüchtige Maggi einen weiteren Verkaufsschlager heraus: den Brühwürfel.

Nur vier Stunden Schlaf

"Vom Typ her war Julius Maggi ein knallharter Unternehmer", sagt der ehemalige Maggi-Direktor Ernst Lavater. Aber auf der anderen Seite habe er auch eine soziale Ader gehabt. "Er war der Erste, der in der Schweiz eine Pensionskasse eingeführt hat." Für seine Arbeiter baut Maggi Wohnsiedlungen, Schulen und Schwimmbäder. Er führt Betriebskrankenkassen, die 52,5 Stundenwoche und den freien Samstagnachmittag mit vollem Lohnausgleich ein.

Privat bleibt dem Firmengründer kaum Zeit für seine Frau und die sechs Kinder, fürs Skifahren und Bergsteigen - nicht einmal für die eigene Gesundheit. Zum Schlafen nimmt sich der Workaholic nur vier Stunden pro Tag. Mit 66 Jahren stirbt Maggi am 19. Oktober 1912 in Küsnacht bei Zürich an einem Gehirnschlag. Seine Firma gehört mittlerweile zum Nestlé-Konzern.

Stand: 09.10.2011

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